Der Sonntag vom 02.10.2011
Aufregung im Kanton Bern: Mit Jonas Schneeberger (29) ist ein Mann auf der Nationalratsliste der Schweizer Demokraten, der rechtsextremen Kreisen zugerechnet wird. In einem Papier wirft die Organisation «Antifa Oberland» dem SD-Mann vor, dass er «seit mehreren Jahren zum festen Bestandteil der rechtsradikalen Szene» im Berner Oberland gehöre.
Er habe zum Beispiel 2006 einen rechtsextremen Konzertabend mit mehreren Bands «aus der neonazistischen Szene» mitorganisiert. 2007 seien er und vier weitere Rechtsextreme nach einer Massenschlägerei in Grenchen festgenommen worden.
Im Schreiben heisst es weiter, dass er seine Ansichten bis heute nicht geändert habe. Er trage stolz Kleidungsstücke mit Schriftzügen wie «Combat18», bei der es sich um den bewaffneten Arm der in Deutschland verbotenen Neonazigruppe Blood&Honour handle. Auf Anfrage zeigt sich Schneeberger reumütig. Schon seit über einem Jahr habe er sich aus der rechtsextremen Szene zurückgezogen. Er lebe heute nur noch für seine Familie mit kleinem Sohn und seinen Beruf als Kabinenführer. Die Facebook-Fotos, die ihn mit Combat18-Leibchen zeigen, habe er gelöscht.
Ob seine Abkehr ernst gemeint ist, bleibt schwer abzuschätzen. Laut einem Rechtsextremismus-Experten müsse ein Szenenausstieg absolut sein. Bei seiner Partei, die mit dem Slogan «Zurück zu einer stolzen Schweiz» antritt, ist Schneeberger voll akzeptiert. Einen Neonazi würden die Schweizer Demokraten nicht wollen, sagt der Berner Kantonalpräsident Andreas Beyeler: «Wir sind zwar rechts, aber nicht so.»