Rechtsextremer schiesst in Altstadt

BernerZeitung

Rechtsextremenführer David Mulas zog während eines Streits in der Aarbergergasse die Pistole und schoss. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Jetzt soll Mulas in psychiatrische Behandlung.

Pascal Schwendener

David Mulas, der Gründer der Nationalen Partei Schweiz (NPS), rastete am Sonntagabend offensichtlich aus. Kurz vor 19 Uhr geriet er in der Aarbergergasse auf dem Weg zur Arbeit mit zwei rechtsradikalen Italienern in Streit und zog die Waffe. «Als der Glatzkopf mit der Mussolini-Kette immer noch auf mich los ging, drückte ich ab», sagte der 25-jährige Mulas gestern gegenüber dieser Zeitung. «Dabei», betonte er, habe er seinen «Warnschuss» gezielt auf eine Vitrine am Strassenrand abgegeben, um niemanden zu verletzen. Als sich die beiden Männer von dem Schuss unbeeindruckt zeigten, ergriff der Rechtsextremenführer zu Fuss die Flucht und stellte sich eine halbe Stunde später der Polizei. Franz Märki, Pressesprecher der Stapo, bestätigte: «Wir haben Herrn Mulas sowie Zeugen des Vorfalls vernommen und die Tatwaffe sichergestellt.» Mulas sei anschliessend auf freien Fuss gesetzt worden. Mehr wollte Märki zum laufenden Verfahren nicht sagen. Laut Recherchen des «Blick» muss Mulas mit einem Strafverfahren wegen Gefährdung des Lebens rechnen.

Keinen Waffenschein

David Mulas arbeitet seit kurzem im Lokal seines Bruders als Teilzeitangestellter. Dort und auch auf dem Weg zur Arbeit sei er seit zwei Monaten regelmässig von zwei ihm bekannten Neofaschisten belästigt worden. «Aus persönlichen Gründen», wie er sagt. Weil er sich von den Männern bedroht fühlte, habe er am Sonntag auch die Waffe mit sich geführt, «eine vergoldete amerikanische Armeepistole vom Typ .45 ACP». Ein Sammlerstück. Einen Tragschein für die grosskalibrige Waffe besitzt Mulas nach eigenen Angaben nicht.

«Braucht einen Psychiater»

Dass er weiterhin auf dem Arbeitsweg belästigt wird, braucht David Mulas nicht zu fürchten. Nach dem jüngsten Vorfall hat ihm sein Bruder fristlos gekündigt. «Ich will nicht, dass mein Geschäft in Zusammenhang mit der Ideologie meines Bruders gebracht wird», sagte der gegenüber dieser Zeitung. Und auch seine Familie distanziere sich klar vom rechten Gedankengut des Bruders. Eine Person aus dem nächsten Umfeld von David Mulas weiss, dass ihn seine Familie nach dem jüngsten Vorfall in psychiatrische Pflege geben will. «Er ist nicht zurechnungsfähig und braucht psychiatrische Hilfe.» Sogar ein Fürsorgerischer Freiheitsentzug (FFE) stehe im Hause Mulas zur Diskussion.

Einschlägig vorbestraft

David Mulas wurde nicht zum ersten Mal auffällig. Und auch der Justiz ist er kein Unbekannter. Siebzehn Monate Gefängnis, bedingt auf vier Jahre, fasste der Präsident der Nationalen Partei der Schweiz vom Bezirksgericht Bülach im Mai letzten Jahres. Das Gericht verurteilte den Rechtsextremen wegen gewerbsmässigen Betrugs, Veruntreuung, Urkundenfälschung, betrügerischen Konkurses, einfacher Körperverletzung und öffentlicher Aufforderung zu Gewalt. Unter anderem hatte er einem Berner Punk aus der Antifa-Bewegung mit dem Tod gedroht und auf einem Flugblatt ein Kopfgeld auf den Linksaktivisten ausgesetzt. Freigesprochen wurde Mulas hingegen vom Vorwurf, gegen die Rassismus-Strafnorm verstossen zu haben. Sigi Feigel hatte im April 2000 Anzeige eingereicht, nachdem Mulas öffentlich «den Schutz der weissen Rasse» als Parteiziel seiner NPS genannt hatte.

Nationalratskandidat

Trotz seiner einschlägigen Karriere will David Mulas nächstes Jahr mit seiner Neonazi-Partei an den Nationalratswahlen teilnehmen. Seine NPS orientiert sich an der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD), die in der Bundesrepublik wegen Verfassungsfeindlichkeit verboten werden soll. In der Schweiz hält der Staatsschutz ein wachsames Auge auf die rechtsextremistische NPS des Berners.