Eine CD-Verteilaktion auf Schulhöfen sorgt für Unmut. Der Inhalt der CDs ist so brisant, dass sich nun der Bund damit beschäftigt.
it/sda/ap. Junge Rechtsextreme haben im September an Luzerner und Aargauer Schulen Musik-CDs mit womöglich strafbarem Inhalt verteilt. Guido Balmer, Sprecher des Bundesamtes für Polizei, bestätigt einen entsprechenden Bericht der Sendung «Rendez-vous» von Radio DRS.
Womöglich eine Strafanzeige
Jetzt sollen die jungen Rechtsexremen angezeigt werden. Sollten die Texte einen strafbaren Inhalt haben, müssten die CD-Verteiler mit einer Strafe rechnen. Der Bund will damit rechtsextremer Propaganda auf Pausenplätzen einen Riegel schieben.
Noch sind die Urheber der Aktion allerdings nicht identifiziert. «Die Strafanzeige richtet sich gegen unbekannt», sagte Balmer gegenüber dieser Zeitung. Es gebe aber erste Hinweise. Um welche Luzerner Schulen es sich handle, konnte er gestern Abend nicht mehr eruieren.
Hinweis auf Fremdenfeindlichkeit
Die Liedtexte auf der CD enthalten laut dem obersten Staatsschützer Urs von Daeniken zwar keine krassen rassistischen Äusserungen. Dennoch sollen einzelne Passagen gerichtlich überprüft werden. In den Liedern gehe es unter anderem um die Überhöhung des Germanenmenschen. Es gebe auch Hinweise auf Fremdenfeindlichkeit und die Verherrlichung des Führerprinzips.
«Wir haben keine Hinweise, dass solches Material an den Luzerner Stadtschulen verteilt wurde», sagt Roland Neyerlin, Präsident der städtischen Schulpflege. «Falls wir plötzlich doch noch solches Material entdecken sollten, würden wir sofort handeln. In dieser Frage zeigen wir wenig Toleranz.» Simon Kopp, Medienbeauftragter der Luzerner Strafuntersuchungsbehörden, konnte gestern Abend zum konkreten Fall keine Stellung nehmen.
Erster derartiger Fall
Bei der CD-Verteilaktion handelt es sich laut Guido Balmer um den ersten derartigen Vorfall auf Schulhöfen. Bereits früher sei aber festgestellt worden, dass Rechtsextreme vermehrt bei Schülern für ihre Ideologie geworben hätten. CDs mit rechtsextremem Inhalt kursieren in der Schweiz schon lange. Die Behörden beschlagnahmen laut Balmer jährlich hunderte solcher Tonträger. Bei dem jüngst auf Schulhöfen verteilten Exemplar handelt es sich um ein Produkt aus Deutschland, dessen Vertrieb über einen Server in den USA abgewickelt wurde. Die Staatsschützer beurteilen die Werbung Rechtsextremer via CD als besonders gefährlich, weil Kinder mittels Musik zu rassistischen Ideen verführt würden.
Eingeschaltet worden ist das Bundesamt für Polizei von der Aargauer Polizei, nachdem die jungen Rechtsextremen die betreffenden CDs auf den Pausenplätzen von vier Bezirksschulen in Reinach, Fahrwangen, Unterkulm und Oberentfelden verteilt hatten. Die Schulen werden von 13- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schülern besucht.