Berner Zeitung vom 11.10.2010
Minarett-Demo in Langenthal
Kurzfristig hatte die Antifa ihre Gegendemo am Samstag in Langenthal verschoben. Ein paar Dutzend Linksautonome kamen trotzdem. Die Pnos demonstrierte ungestört vor der Moschee. Polizisten wachten an allen Ecken.
Robert Grogg
Im Da Luca am Bahnhof Langenthal sitzen ein paar Dutzend ratlose Linksautonome ohne Anführer. Sie haben nicht mitbekommen, dass ihre Demo in der Nacht auf Samstag verschoben wurde. Man wolle die polarisierte Stimmung jetzt nicht weiter anheizen und am 30. Oktober in Langenthal demonstrieren, so die Antifa. Stadtpräsident Thomas Rufener (SVP) räumt eine halbe Stunde Zeit ein, um eine Botschaft zu deponieren. Die Jungen halten sich an Bierdosen fest, drehen Joints und verziehen sich. Die Gefahr ist gebannt. Bis zur Moschee an der Bützbergstrasse stehen überall Polizisten. Versteckt in Fahrzeugen warten Dutzende von Kollegen in voller Kampfmontur.
Gegen Barbara Egger
Vor dem Gebäude der islamischen Glaubensgemeinschaft circa 150 Demonstranten aus der ganzen Deutschschweiz. Abseits viele Medienleute und einige Schaulustige. Anwohner stellen Festbänke und Grill auf, als käme die Tour de Suisse vorbei.
Willi Frommenwiler, Thunstetten, ist Präsident der Autopartei.ch Kanton Bern. Übers Megafon erklärt er: «Hier geht es nicht um Muslime.» Er wettert gegen Baudirektorin Barbara Egger und ihr «Unrechtsamt». Der Volkswille müsse respektiert werden. Markus Borner von den Schweizer Demokraten betont: «Wir bekämpfen alle Minarette.» Er warnt vor politischem Islamismus und der Scharia.
«Vorsätzliche Straftat»
Gestört wird die Demo nur von Traktoren, die pausenlos Rüben zum Bahnverlad bringen. Dann übernimmt Dominic Lüthard, Roggwil. Äusserlich hebt er sich ganz klar ab von seinen glatzköpfigen schwarz gekleideten Pnos-Kollegen, trägt ein tadellos gebügeltes graues Hemd und gibt sich vor den Kameras adrett, als sei er auf dem Weg zu den zukünftigen Schwiegereltern. «Wir sind jetzt in der Politik», sagte er dazu. In Günsberg SO schaffte es die Pnos in den Gemeinderat, in Langenthal in den Stadtrat. Erreicht hat sie nichts. Immerhin findet man SVP-Nationalrat und Auns-Mitglied Hans Fehr in der Facebook-Gruppe von Lüthard. Die Baubewilligung für das Langenthaler Minarett bezeichnet Lüthard als «vorsätzliche Straftat», die Kundgebung als Erfolg. Den hat er allerdings den Linksextremen zu verdanken – sie haben für die grosse Polizei- und Medienpräsenz gesorgt. Dann provozieren doch noch einzelne Antifa-Leute. Sie werden von Polizisten sofort überwältigt. Glatzköpfe in Neonazi-Shirts applaudieren amüsiert und wünschen den Polizisten ein schönes Wochenende.