Rechtsextreme marschierten durchs Stedtli

BaslerZeitung

PHILIPP LOSER

Kurz vor Weihnachten wurden nach einer Schlägerei in Liestal mehrere Rechtsextreme verhaftet. Am Sonntag forderten rund 40 Rechte während eines Marschs durchs Stedtli «Lasst unsere Kameraden frei».

Es war ein kleines Grüppchen, das sich am vergangenen Sonntag, dem 31. Dezember, durch Liestal bewegte. Die Polizei zählte 36 Männer und Frauen, vornehmlich dem rechten Spektrum zuzuordnen, die vom Bahnhof über den Wasserturmplatz durchs Stedtli marschierten und schliesslich vor dem Untersuchungsgefängnis bei der Gutsmatte stoppten. Mit dabei hatten die Demonstranten ein Transparent mit der Aufschrift «Lasst unsere Kameraden frei». Weil es sich beim Zug vors Gefängnis um eine «Spontankundgebung» handelte, brauchte es keine Demonstrationsbewilligung. Auch sonst sei während des halbstündigen Marsches nichts Illegales geschehen, sagt Polizeisprecher Meinrad Stöcklin. «Es gab keinen Grund, die Gruppe anzuhalten.» Auf eine Kontrolle wurde verzichtet.

Keine Plattform. Die Medien wurden von der Polizei nicht informiert. «Wir wollten den Rechten keine Plattform geben», sagen sowohl Stöcklin als auch Barbara Umiker, Sprecherin der Baselbieter Justizdirektion. Informiert wurden die Medien trotzdem ? per Mail aus der Bevölkerung.

Hintergrund des Demonstrationszugs war eine Schlägerei vom 23. Dezember am Liestaler Bahnhof. Dabei wurden ein 18-jähriger Schweizer, zwei Italiener (17 und 20) und ein Algerier (18) von einer Gruppe angegriffen, von der die Polizei in ihrer Mitteilung vom 23. Dezember nicht ausschloss, dass sie der rechtsextremen Szene zuzuordnen sei.

Der Verdacht der Polizei scheint sich nun zu bestätigen. Während der folgenden Untersuchung wurden mehrere Männer verhaftet, die allesamt zur rechten Szene gehören, wie Angela Weirich vom Bezirksstatthalteramt Liestal bestätigt. Mehr will die stellvertretende Statthalterin allerdings nicht sagen ? «wir wollen die weiteren Ermittlungen nicht gefährden». Weirich stellt für kommende Woche erste kommunizierbare Resultate in Aussicht.

Woher die rund 40 Demonstranten stammen, kann die Polizei nicht eruieren. Während des Umzugs habe man Autos mit Nummernschildern aus Zürich und der Ostschweiz gesehen, sagt Barbara Umiker. Weil aber keine Straftat begangen worden sei, habe man auch die Personalien der Demonstranten nicht aufgenommen.

Richtung Mittelland. Umiker, die Mitglied der Rechtsextremisten-Arbeitsgruppe des Kantons ist, will trotz der Ereignisse «keine neue rechte Szene» am Entstehen sehen: «Darauf gibt es keine Hinweise.» Seit den harten Strafen im Coop-Pronto-Prozess sei keine Szene mehr im Baselbiet feststellbar. Vielmehr habe sich diese ins Mittelland verschoben.