60 Neonazis in voller Uniform marschierten am Sonntag durch Näfels. Beim Schlachtdenkmal imitierten sie den Hitlergruss und hielten nationalistische Reden. Zu Tätlichkeiten kam es nicht.
Von Rolf Hösli
Näfels. – Gespenstische Stimmung herrschte gestern in Näfels. Die Neonazi-Website www.blutschutz.ch hatte – nur zwei Tage nach der Näfelser Fahrt – zu einem Gedenkmarsch zur Schlacht bei Näfels aufgerufen, und die Faschisten liessen sich nicht zweimal bitten. Mit Schweizer Fahnen und der schwarz-weissen Flagge der «Frei Nationalen Kameradschaft Helvetia-Germania» bewaffnet, marschierten rund 60 Rechtsradikale die Gerbi hoch und besetzten um zirka 14.15 Uhr den Kinderspielplatz im Niederberg.
Grillade unter Polizeischutz
Dort entfachten sie ein Feuer und hängten ihre Fahnen gut sichtbar auf. Der Näfelser Gemeindepräsident Bruno Gallati unterhielt sich mit den Neonazis. «Sie sagten, sie wollen grillieren», so Gallati. Der Weg zur Grillade wurde von zwei uniformierten Polizisten bewacht. Mehrere Polizisten in Zivil waren im ganzen Dorf im Einsatz. Gemäss Polizei gingen sie dabei nach dem 3D-Prinzip (Dialog, Deeskalation und Durchgreifen) vor.
Unheimlicher Marsch durch Näfels
Anschliessend marschierten die Faschisten an der Kirche Näfels vorbei zum Schlachtdenkmal. Erstaunlicherweise waren es nicht nur halbwüchsige Männer, sondern auch Frauen und Kinder – ähnlich wie an Märschen der NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) in Ostdeutschland. Beim Denkmal hielten zwei Rechtsextreme eine Rede, darauf stellten sie, wie letzten November in Morgarten, einen mit nationalistischem Gedankengut beschrifteten Baumstamm vor das Denkmal und machten den so genannten Kühnengruss. Nach etwa zehn Minuten stellten sie sich zum Gruppenfoto auf und marschierten in geschlossener Formation zurück zum Spielplatz im Niederberg.
Der Anlass verlief ohne Zwischenfälle, doch die «Südostschweiz»-Fotografen wurden nicht nur verbal angepöbelt, sondern auch von der Nachhut des Trupps fotografiert. Zu welchem Zweck auch immer.