Berner Zeitung; 29.08.2013
Huttwil · In einem anonymen Flugblatt wird die Herdgemeinde kritisiert, weil sie ihre Waldhütte an die rechtsextreme Partei national orientierter Schweizer vermietet hat.
Das Flugblatt wurde offenbar in Huttwil breit in die Briefkästen verteilt, wie Rolf Flückiger, Präsident der Herdgemeinde, und Ernst Flückiger, deren Hüttenwart, feststellten: «Wir erhielten Reaktionen vom Weieracker bis zum Fiechtenfeld.» Unterschrieben ist das Schreiben von einer bisher nicht bekannten «Antifaschistischen Perspektive bunte Blumenstadt Huttwil».
Sie kritisiert, dass die Herdgemeinde ihre Waldhütte am 1. August der Partei national orientierter Schweizer (Pnos) vermietet hatte. Sie habe die Herkunft der Vermieter nicht genügend abgeklärt und es unterlassen, die Öffentlichkeit zu informieren, als sie über die Identität ihrer Mieter aufgeklärt worden sei. Nachdem bereits im Januar im Rahmen einer Geburtstagsfeier Rechtsradikaler ein Mann aus Sri Lanka verletzt und ein Imbissrestaurant verwüstet worden war, befürchten die Antifaschisten, Huttwil werde zum Mekka für Neonazi-Feiern. Sie rufen dazu auf, zu «handeln und nicht wegzuschauen».
Bei ihm sei die Hütte für einen Familienbrunch gemietet worden, erklärt Hüttenwart Ernst Flückiger. Die Miete sei wie bei Auswärtigen üblich im Voraus beglichen und die Hütte nach dem Brunch in tadellosem Zustand wieder abgegeben worden. Er sei aus allen Wolken gefallen, als er am 2. August von Zeitungen und der Kantonspolizei kontaktiert worden sei.
Die Polizei habe bereits vor dem 1. August Hinweise erhalten und Abklärungen getroffen, ergänzt Mediensprecher Nicolas Kessler. Allerdings hätten diese kein Eingreifen gerechtfertigt: Ein Familienbrunch sei für alle erlaubt.
Ersatz für das Rütli
Dieser Einschätzung widerspricht allerdings die Pnos Oberaargau selbst in ihrer Reaktion auf das Flugblatt: Sie spricht von Besuchern aus der ganzen Schweiz. Gemäss «SonntagsZeitung» ersetzte die Huttwiler Feier den Pnos-Aufmarsch auf dem Rütli.
In Huttwil stört man sich vor allem an der Anonymität, hinter der sich die Flugblattverfasser verstecken: «Ich hätte gerne mit ihnen gesprochen», sagt Herdgemeinde-Präsident Rolf Flückiger, «doch so ist das nicht möglich.»