Rechtsextreme bedrohen Jugendarbeiter

Landbote

In Weisslingen haben rechtsextreme Jugendliche dem Leiter des Jugendtreffs mit dem Tod gedroht. Die Schulpflege spricht von einer eigentlichen Szene.

WEISSLINGEN ? Seit geraumer Zeit zeige sich in Weisslingen eine rechtsradikale Szene, die mit rassistischen Parolen sowie durch Belästigungen und Drohungen auffalle, heisst es in den jüngsten Mitteilungen der Schulpflege Weisslingen. Laut Schulpflegepräsident Manfred Stäbler habe sich die Szene Anfang Jahr zum ersten Mal bemerkbar gemacht. Konkret handle es sich um vier oder fünf Jugendliche, die durch ihr Aussehen, den kahlrasierten Kopf, auffielen. Gemäss Stäbler hat das Problem seinen Ursprung nicht in Weisslingen: «Ein paar ältere Jugendliche von auswärts versuchen, unsere Oberstufenschüler da hineinzuziehen.»

Kaum Ausländer im Dorf

Laut Oberstufen-Schulleiter Silvio Trinkler macht sich die rechtsradikale Haltung nicht nur durch die kahlen Schädel im Schulalltag bemerkbar: Es werde auch gegen Mitschüler mit ausländischem Aussehen gepöbelt. In Wirklichkeit stammten diese Kinder oft aus Mischehen, besässen also den Schweizer Pass. «Wir haben kaum Ausländer im Dorf, das ist ja das Groteske an der Situation». Trinkler hält die neuerdings Kahlköpfigen für Mitläufer, die in erster Linie auffallen wollten. Auch er glaubt, dass die Rädelsführer unter jenen Jugendlichen zu suchen seien, die ihre Volksschulzeit bereits hinter sich haben. Auch diese stammten allerdings aus dem Dorf.

Einmal hätten sie sich in der Gruppe nach Turbenthal begeben, um sich dort mit Ausländern anzulegen. «Jugo-Klopfen», heisse das bei den Jugendlichen. Zur Auseindandersetzung sei es allerdings nicht gekommen.

Eltern überfordert

Ausserhalb der Schule kam es allerdings Ende März zu einem Zwischenfall: Eine Gruppe von Jugendlichen randalierte und skandierte im Jungendtreff «Heil Hitler». Als Jugendtreffleiter Diego Petraccini eingriff, drohten die Jugendlichen: «Wir bringen dich um.» Petraccini bat sie, den Treff zu verlassen. Als er darauf angespuckt wurde, griff er zum Pfefferspray. Auf Empfehlung der Polizei blieb der Treff vorerst geschlossen. Am kommenden Freitag steht die Wiedereröffnung an (Ausgabe vom 4. Mai). Die an der Randale beteiligten Jugendlichen haben Hausverbot.

Schulpflege und Schulleitung haben sich bereits mit den Eltern der betroffenen Jugendlichen zusammengesetzt. Laut Schulpräsident Stäbler hätten die Eltern grösstenteils verständnisvoll reagiert. Einige hätten allerdings ausgedrückt, dass es ihnen schwerfalle, sich gegenüber ihren Kindern durchzusetzen. Nun wollen Schulleitung und Schulpflege mit einer Projektwoche zum Thema Kommunikation sowie einem Dreijahresplan «Sucht- und Gewaltprävention» Gegensteuer geben. Stäbler: «Mit Prävention möchten wir erreichen, dass wir Fälle von Rassismus vermeiden können. Wir sind uns aber bewusst, dass es keine Patentlösung für das Problem gibt.»