Rechtsextreme haben gestern angekündigt, am 1. August aufs Rütli zu gehen. Das werde man nicht zulassen, sagen die Organisatoren der Rütlifeier.
Von Robert Knobel
«Alle Nationalisten sind aufgerufen, an den Feierlichkeiten zum 1. August auf dem Rütli teilzunehmen. Es ist an uns, ein lautstarkes und entschlossenes Zeichen zu setzen.» Das schreibt die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) in einer Mitteilung. Wie die Partei mit rund 130 Mitgliedern ihre Anhänger aufs Rütli bringen will, ist allerdings unklar. Denn die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG), welche die Eintrittskarten vergibt, will keine Rechtsextremen auf dem Rütli dulden: «Sie haben das Gastrecht auf dem Rütli mehrmals missbraucht. Deshalb gibt es für sie auch keine Tickets», sagt SGG-Sprecher Martin Hofer.
Verdächtige Gesuche
Entsprechende Anfragen habe es bisher allerdings kaum gegeben, sagt Martin Hofer. «Lediglich eine Handvoll verdächtiger Gesuche haben wir erhalten». Nach weiterer Prüfung habe man einigen Gesuchstellern das Ticket verwehrt.
In pathetischen Worten schreibt die Pnos, man müsse nun eben «wie ein Verbrecher bei der Nacht sein gutes Recht holen». Werden die Pnos-Anhänger also möglicherweise versuchen, bereits vor dem 1. August aufs Rütli zu gelangen und dort bis zur Feier auszuharren? Dazu war bei der Pnos gestern niemand für eine Stellungsnahme zu erreichen. Und Karl Egli, Stabschef der Urner Kantonspolizei, sagt dazu nur so viel: «Ohne Ticket kommt grundsätzlich niemand aufs Rütli.»
Wegweisung trotz gültigem Ticket
Mit welchen Mitteln die Polizei unberechtigte Besucher vom Rütli fern zu halten gedenkt, bleibt aus taktischen Gründen geheim. Bei der letztjährigen Rütlifeier ging die Polizei sehr restriktiv vor selbst ein gültiges Ticket schützte nicht vor einer Wegweisung. «Wenn der begründete Verdacht besteht, dass ein Besucher eine Bedrohung darstellen könnte, wird er auch dieses Jahr am Eingang zurückgewiesen», sagt Karl Egli. Bei der letztjährigen Rütlifeier waren 120 Personen aus Brunnen weggewiesen worden, 27 aus Seelisberg. Darunter waren auch einige mit gültigem Ticket. Zudem verhaftete die Polizei 40 Personen mehrheitlich aus der rechtsextremen Szene die sich einer Wegweisung widersetzten.
Luzern: Noch kein Gesuch der Linken
In Luzern ist bis gestern kein Gesuch für einen «antinationalen und antifaschistischen NoDemo-Aktionstag» eingereicht worden. Dies bestätigte gestern auf Anfrage Ernst Röthlisberger, interimistischer Stadtluzerner Polizeikommandant. «Wir werden nun in den nächsten Tagen den Kontakt mit den Verantwortlichen suchen», so Röthlisberger. Das Bündnis für ein buntes Brunnen rief letzte Woche zu einem solchen Aktionstag am 1. August in der Stadt Luzern auf. Bewusst war in der Ankündigung nicht von Demonstration die Rede, da eine solche egal von welcher Gruppierung von der Stadtregierung bereits verboten worden war.
Rechtsradikale in Luzern?
Anzeichen auf einen Aufmarsch von rechtsradikalen Kreisen am 1. August in Luzern gibt es gemäss Stadtpolizei momentan keine, trotzdem könne man dies nicht ganz ausschliessen. Ernst Röthlisberger: «Die rechtsextremen Personen wollen ja aufs Rütli, und Luzern liegt weit davon entfernt. Wenn diese Kreise aufs Rütli gelangen wollen, so gehe ich davon aus, dass sie es von anderswo her probieren werden.»
jem
Es gibt noch 600 Tickets
Rütlifeier 1. August
An der Rütlifeier mit Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey und Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi können maximal 2000 Besucher teilnehmen. Zurzeit sind noch etwa 600 Eintrittskarten verfügbar. Sie sind kostenlos und können bei der Frauenorganisation Alliance F bezogen werden: Telefon: 031 318 10 60; E-Mail: office@bsf.ch.
Am 1. August kann das Rütli entweder auf dem Landweg via Seelisberg oder per Extraschiff ab Luzern erreicht werden. In beiden Fällen ist ein gültiges Eintrittsticket nötig. Die normalen Kursschiffe bedienen die Station Rütli an diesem Tag nicht. Ansonsten verläuft der Schiffsverkehr auf dem Vierwaldstättersee nach Fahrplan.