St. Galler Tagblatt vom 20.1.2010
Im Teigi-Areal in Kradolf ist den Mietern aus dem rechten Spektrum gekündigt worden. Sie müssen bis Ende März ihr Club- und Probelokal räumen. Damit ist es aber nicht vorbei mit den Treffen im Thurgau: Sie suchen einen neuen Raum.
Urs Bänziger
Dem Gemeindeammann von Kradolf-Schönenberg, Walter Schönholzer, stinkt es, wenn seine Gemeinde mit der rechten Szene in Verbindung gebracht wird. «Solche Schlagzeilen in den Medien brauchen wir nicht.» Er hofft, dass das Treffen vom Samstagabend das letzte war im Teigi-Areal in Kradolf. Schönholzer wusste von dem Treffen, er wurde von der Kantonspolizei vorgängig informiert. Er wusste auch, dass den Mietern des Raumes im Teigi-Areal, wo das Treffen stattgefunden hatte, gekündigt worden ist. Schönholzer kennt den Raum. Er sei vor ein paar Jahren mal drin gewesen, sagt der Gemeindeammann. Die Mieter kenne er jedoch nicht persönlich. Jedenfalls seien sie nicht in der Gemeinde wohnhaft.
Markus Nick verwaltet die Räume in der ehemaligen Teigwarenfabrik im Auftrag von Besitzer Kaspar Böhi. Wie der Hausverwalter sagt, wird der Mietvertrag per Ende März aufgelöst. «Vermutlich werden sie den Raum aber schon früher verlassen.»
Auslöser für Kündigung
Die Treffen mit Teilnehmern aus der rechten Szene seien der Auslöser für die Kündigung des Mietvertrags gewesen. «Nach den Treffen hatten wir die Gemeindebehörde am Hals. Zudem sind solche Mieter und die Schlagzeilen in den Medien eine negative Publicity für unsere Gewerbe- und Wohnliegenschaft.»
Der Raum sei als Club- und Probelokal genutzt worden, sagt der Mieter (Name der Redaktion bekannt). Der Kündigungsgrund sei fadenscheinig. «Angeblich waren vor einem Jahr mehr als die erlaubten 50 Personen im Raum.» Die Band Vargr i Veum, die sich der altgermanischen Musik verschrieben hat, benützt den Raum als Probelokal. Im Dezember 2008 feierte sie dort ihre CD-Taufe. «Es ist auch ein Clublokal, wo wir uns einmal in der Woche treffen. Wir sehen uns nicht als Rechtsextreme, sondern als national denkende Schweizer.»
Der Mieter gehört zum «Staff» der Band. Einer der Bandmitglieder feierte am Samstag im Proberaum Geburtstag, wozu 70 Personen aus der Schweiz und dem benachbarten Ausland eingeladen waren. Es sei eine private Party gewesen. Die Kantonspolizei befand sich vorübergehend auch im Teigi- Areal. Zwei Beamte in Zivil hätten den Raum kontrolliert und seien dann wieder gegangen, berichtet der Mieter. Zuvor hätten Polizisten die Gäste auf der Strasse kontrolliert. «Sie wollten die Ausweise sehen und haben die Fahrzeuge durchsucht.»
Neuer Raum im Thurgau?
Die rechte Szene verlässt den Raum im Teigi-Areal ungern. «Wir haben mit den anderen Mietern ein gutes Verhältnis und hatten in den sieben, acht Jahren, seit wir dort drin sind, nie Probleme.» Nun sei man auf der Suche nach einem neuen Club- und Probelokal. Wenn möglich soll sich dieses wieder im Thurgau befinden. «Schliesslich wohnen die meisten von uns im Kanton Thurgau.»
Der Kantonspolizei sind 20 bis 25 meist jüngere Personen bekannt, die im Thurgau zur rechtsextremen Szene gehören. «Die Kantonspolizei beobachtet, analysiert und überwacht extremistische Zellen jeder Art aufmerksam», sagt Polizeisprecher Ernst Vogelsanger. Die rechtsextreme Szene sei im Thurgau eher rückläufig. Das letzte der Polizei bekannte Treffen im Thurgau fand ebenfalls im Teigi-Areal statt (die besagte CD-Taufe). Auch damals wurde von der Kantonspolizei kein Material sichergestellt, das gegen die Antirassismus-Strafnorm verstösst, und das Treffen verlief ohne Zwischenfälle. Die Polizei wolle, dass sich die Bevölkerung sicher fühlen könne, und reagiere nicht erst nach Gesetzesverstössen, sondern agiere auch präventiv.
Wie der Polizeisprecher sagt, seien die Benützer des Raums im Teigi-Areal eine Gruppierung des Patriotischen Ostflügels, die zum Umfeld der Schweizer Hammerskins gehöre.
In der ehemaligen Teigwarenfabrik werden verschiedenste Gewerbe- und Wohnräume vermietet.