Rechte störten Antifa-Spaziergang

Bund

500 Linksautonome demonstrierten am Samstag gegen Faschismus und Ausbeutung, 50 Rechtsextreme versuchten die unbewilligte Kundgebung zu stören

Der Antifaschistische Abendspaziergang verlief friedlich. Als sich rechte Störer dem Demonstrationszug entgegenstellten, griff die Polizei ein.

PASCAL SCHWENDENER

Hundertschaften von Polizisten in Kampfmontur bezogen am Samstagnachmittag rund um den Bahnhof Stellung. Grund für das Grossaufgebot aus Bern, Basel, Zürich und dem Aargau war der 8. Antifaschistische Abendspaziergang, zu dem linksautonome Gruppierungen aufgerufen hatten.Die Polizeiführung ging von einem «hohen Risikopotenzialaus»,denn die Aktivisten hatten im Vorfeld jeglichen Kontakt verweigert und angekündigt, sich bei einer Polizeiintervention unter die Besucher des Bahnhoffestes zumischen.

So führten die Sicherheitskräfte bereits am Nachmittag präventive Personenkontrollen durch. Ein Deutscher, der einen Pfefferspray und Vermummungsmaterial auf sich trug, wurde festgenommen. Dennoch konnte die Polizei eine Zusammenrottung im Bereich der Reitschule nicht verhindern. Rund hundert Personen,unter ihnen vieleVermummte, versammelten sich auf der Schützenmatte und zogen gegen 20 Uhr los Richtung Festplatz. Mit Transparenten und Feuerwerk bewegte sich der unbewilligte Zug vom Bollwerk über die Speichergasse auf den Bärenplatz, wo die Antifa über Megafonauf ihre Anliegen aufmerksam machte. Ein Sprecher kritisierte die städtische Sicherheitspolitik, die sich gegen die Schwächsten de rGesellschaft richte und immer mehr Polizeiaufgaben an Private übergebe. Namentlich erwähnt wurde die neue Bahnhofordnung (zur Abstimmung siehe Seite 23). Die geplante Videoüberwachung sowie die Verbannung der Gassenküche vom Bahnhofplatz waren weitere Anliegen.

Keinerlei Sachbeschädigungen

Die Polizei hielt sich auffallend im Hintergrund: «Der Kommandant hat sich im Interesse der Sicherheit der Menschen in der Innenstadt entschieden, die Kundgebung laufen zu lassen, solange keine Sachbeschädigungen begangen würden», teilte sie später mit. Die Deeskalationsstrategie zeigte Erfolg. Ruhig und äusserst diszipliniert spazierte der Zug, der unterdessen auf rund 500 Personen angewachsen war, über die Kornhausbrücke, den Breitenrainplatz und die Lorrainebrücke zurück auf die Schützenmatte. Um 22 Uhr wurde die Situation dann allerdings doch noch brenzlig. Auf der Schützenmatte warte «eine Gruppe Faschos »,warnten die Demo-Organisatoren über Lautsprecher. Dem gleichzeitigen Aufruf, nicht auf die Provokationen der Störer einzugehen, wurde allerdings nur teilweise Folge geleistet. Ein grosser Teil der Antifas verfolgte die Störer ans Bollwerk, anstatt die Kundgebung bei der Reitschule abzubrechen. Bei der Passerelle gingen die verfeindeten Gruppen aufeinander los und bewarfen sich mit Flaschen und Steinen. Eine Einheit von Polizeigrenadieren schritt nach kurzem Zusehen ein, trennte die Kontrahenten und unterzog elf der «vermutlich Rechtsextremen» einer Personenkontrolle. Das Fest auf dem Bahnhofplatz wurde durch das Scharmützel in nächster Nähe nicht tangiert. Gegen halb elf Uhr nachtsberuhigte sich die Situation. «Im Zusammenhang mit dem Antifa- Spaziergang konnten keine Sachbeschädigungen festgestellt werden», teilte die Polizei mit.