Die «Kameradschaft Uri» bezieht Stellung zum Vorfall in Bürglen: Sie sei keine rechtsradikale Organisation. Engagierte Jugendliche sehen dennoch Probleme.
Von Philipp Arnold
Anfangs März kam es in Bürglen zu einem Streit zwischen Jugendlichen. Wie unsere Zeitung berichtete, waren dabei auch Mitglieder der rechtsorientierten Organisation «Kameradschaft Uri» involviert (siehe Ausgabe vom 22. März). Nun meldet sich die «Kameradschaft» per E-Mail zu Wort. Im Schreiben hält sie fest: «Am besagten 3. März befanden sich tatsächlich Mitglieder der „Kameradschaft Uri“ im Jugendtreff Bürglen.» Die «Rangelei» habe aber vorher stattgefunden. «Es gab nur noch eine kleine Auseinandersetzung zwischen einem Mitglied der „Kameradschaft“ und einem Schweizer, die aber keinen politischen Hintergrund hatte.»
Kampf für Volk und Heimat
Die «Kameradschaft Uri» stellt in der E-Mail auch ihre Absichten klar: «Wir fördern nationales Denken und klären das Schweizer Volk über die Missstände des gegenwärtigen Systems auf», schreibt die Gruppe über sich. «Wir setzen uns für die Bewahrung der schweizerischen Kultur, Traditionen und Werte ein.» Zudem teilt die «Kameradschaft Uri» mit, dass man zwar für Volk und Heimat kämpfe, aber körperliche Gewalt vermeide und keine rechtsextreme Organisation sei. «Die „Kameradschaft Uri“ ist eine Plattform für national denkende Jugendliche, unabhängig von sonstigen Organisationen und Parteien.» Und weiter: «In unseren Diskussionsrunden wird sachlich diskutiert, wir sind auch zum sachlichen Dialog mit Aussenstehenden bereit.» So habe man auch schon Kontakt zur Jugendkommission aufgenommen und werde demnächst ein gemeinsames Gespräch über die Vorfälle und die Aktivitäten der Organisation führen.
«Aktiver und organisierter»
Mit dieser E-Mail wagt sich die «Kameradschaft Uri» erstmals an die Öffentlichkeit. Auch Urs Strehler von der Jugendarbeit Altdorf hat erst durch die Medien von dieser Organisation erfahren. Dass es eine rechtsorientierte Gruppe junger Urner gibt, überrascht ihn allerdings nicht. «Die rechte Szene in Uri scheint in letzter Zeit aktiver und organisierter geworden zu sein», sagt Strehler, der die Jugendbewegung in Uri beobachtet. Im Jahr 2006 wurden hier mehrere Zwischenfälle mit Beteiligung Rechtsextremer verzeichnet. So störten Neonazis aus Schwyz und Uri ein Punk-Konzert in der MSA-Baracke. Zu tätlichen Übergriffen kam es nicht, allerdings zeigten die Rechtsradikalen den Hitlergruss und äusserten rechtsextreme Parolen. «Es ist beängstigend gewesen, keiner hat gewusst, was noch passiert», erinnert sich Silvan Truttmann (22), der am Konzert war.
«Es ist schlimmer geworden»
Auch der Altdorfer Sebastian Züst (20) hat schon mehrmals schlechte Erfahrungen mit Rechtsextremen gemacht. So wurden zwei seiner Kollegen Ende 2006 auf dem Lehnplatz von einer Gruppe Rechtsextremer erst provoziert und dann verprügelt. Eines der Opfer erlitt einen Trommelfellriss.
Ein Wochenende später wiederholten sich die Vorfälle, wieder gabs eine Schlägerei, wieder im Altdorfer Dorfkern. «Es ist schlimmer geworden», sagt Sebastian Züst, der für die Jungsozialisten Uri aktiv politisiert. Im rechtsextremen Umfeld ist sein politisches Engagement bekannt, auf einem Internetforum wurde er deshalb auch schon persönlich angegriffen und massiv bedroht. «Angenehm sind solche Dinge nicht», sagt Sebastian Züst.