Der Bund.
Das Lokal Malso in Bern erhält Dutzende negative Bewertungen, weil es ein SVP-Weihnachtsessen nicht ausrichten wollte.
Bald einen Monat ist es her, seit das Weihnachtsessen der Stadtberner SVP abgesagt wurde. Nicht etwa wegen der Massnahmen gegen die Pandemie: Das von der Partei gewählte Lokal Malso, das erst kürzlich im Berner Postparc eröffnet wurde, sagte die Reservation ab. In diversen Medien hat Parteipräsident Thomas Fuchs seither erzählt, mit welcher Begründung: Die SVP sei im Restaurant «nicht erwünscht».
Die Betreiberinnen des Lokals bestätigen die Annullierung der Reservation auf Anfrage dieser Zeitung. Dieser «Firmenentscheid» richte sich jedoch nicht gegen irgendwelche Personen, sondern habe nur für diesen bestimmten Anlass gegolten. Die SVP wiederum zeigte sich «schockiert» über die «Ausgrenzung» von Andersdenkenden.
Grundsätzlich war die Aktion des Malso jedoch zulässig: Bei Restaurants gelte die «Vertragsfreiheit», schreibt der Verband Gastro Suisse auf Anfrage. «Der Unternehmer darf bewirten oder nicht bewirten, wen er will.» Die Ausnahme bildeten Verweigerungen, die gegen das Strafgesetz verstiessen – etwa solche aus rassistischen oder schwulenfeindlichen Gründen. Der Berner Gastroverband will sich zu der «privaten Angelegenheit» zwischen Malso und SVP nicht äussern.
Persönliche Angriffe
Doch damit hat die Geschichte kein Ende genommen. Seit Wochen erhält das Lokal Hassbotschaften. Diese beschränken sich nicht nur auf die Kommentarspalten zu Medienartikeln: Dutzende aufgebrachte Nutzerinnen und Nutzer hinterlassen negative Bewertungen auf Tripadvisor und Google Maps, die mit der eigentlichen Qualität des Essens und der Bedienung wenig zu tun haben.
«Rassistisch» sei das Lokal, schreibt ein User etwa, weil man nicht bedient werde, wenn man «andere politische Ansichten» habe. Die Kampagne hat dazu geführt, dass die Durchschnittsbewertung des Malso auf Google Maps innert weniger Stunden von 4,8 Sternen auf 2,9 gesunken ist.
«Ein Unternehmer darf grundsätzlich bewirten oder nicht bewirten, wen er will.»
Stellungnahme des Verbands Gastro Suisse
«Sehr unschöne Sachen» habe man auch persönlich zugeschickt bekommen, sagen die Betreiberinnen. Befeuert werden diese Angriffe von Berichten in der konservativen und der Klatschpresse. Zusammenhangslos publizierte die «Weltwoche» etwa Angaben zum Arbeitgeber einer der Betreiberinnen; der «Bärner Bär» tat dasselbe – illustriert mit unerlaubt abgedruckten Fotos aus privaten Social-Media-Accounts.
Strapazierend für Mitarbeitende
Das alles habe er nicht auslösen wollen, sagt Thomas Fuchs. Er habe zum abgesagten Fest lediglich Anfragen aus den Medien bestätigt. Wenn man gewisse Leute nicht bediene, fliesse das zwar zwangsläufig auch in die Bewertungen eines Lokals ein, sagt er. Die persönlichen Angriffe finde er aber «nicht richtig». Allerdings: Die fragwürdigen Medienberichte hat Fuchs alle auf seiner viel beachteten Facebook-Seite geteilt. Der Eindruck kommt auf, dass sich die SVP in der von den Rechten gerne verschrienen «linken Cancel-Culture» üben will.
Die Situation sei auch für die Mitarbeitenden des Malso strapazierend, sagen die Betreiberinnen. Man werde sie jedoch überstehen. «Wir stehen hinter unserem Team – im Restaurant selbst kriegen wir durchweg positives Feedback.»