Die Südostschweiz vom 04.08.2012
Ein inzwischen ausgetretenes Mitglied der SVP Nord hat eine Facebook-Gruppe gegründet, welche den Anschlag von Anders Breivik legitimiert. Für SVP-Nord-Präsident Thomas Tschudi wäre dies ein Grund für einen Ausschluss gewesen.
Von Lukas Bertschi
Glarus Nord. – In den letzten Wochen sind verschiedene Fälle von SVP-Mitgliedern bekannt geworden, die sich in den sozialen Medien rassistisch geäussert haben. Zu diesen gehören laut dem «Sonntag» nun auch zwei Mitglieder der SVP Glarus Nord.
Der Artikel bezog sich auf das Ehepaar Beatrice und Daniel M. Sie hatte die Facebook-Gruppe «Gesunder Patriotismus hat nichts mit rechtsradikal zu tun» gegründet, er war dort Administrator.
Auf der Seite war als Gruppenbeschreibung ein rassistisches Manifest (siehe Bild) aufgeschaltet, welches den Terroranschlag des Norwegers Anders Breivik legitimierte. Der Anschlag kostete vor einem Jahr 77 Menschen das Leben.
Klarer Grund für Ausschluss
Recherchen der «Südostschweiz» haben nun aufgezeigt, dass die beiden inzwischen aus der SVP ausgetreten sind, da sie den Kanton Glarus verlassen haben. Die Gründung der Seite erfolgte allerdings noch, als sie Parteimitglieder waren.
«Da hätte ich für einen Ausschluss nicht einmal den Vorstand der Partei kontaktieren müssen», kommentiert Thomas Tschudi, Präsident der SVP Glarus Nord, das Manifest.
Als Präsident könne er sich nicht hinter solche Leute stellen. «Zwischen rechts und rechtsradikal gibt es einen grossen Unterschied», so Tschudi. Leute, die solche Fehlinterpretationen machen würden, müssten ausgeschlossen werden.
«Wir sind sicher keine Rassisten»
Die Aussagen im Manifest, welches von einem deutschen Rechtsradikalen verfasst wurde, versuchen den sinnlosen Morden einen Sinn zu geben: «Man kann das Norwegen-Massaker auch als Tat eines Verzweifelten hinstellen, dessen Wut über die sukzessive Abschaffung Norwegens und seiner christlich-abendländischen Fundamente sich in diesem Terrorakt ausdrückte.»
Im Gespräch mit der «Südostschweiz» zeigt sich Daniel M. dann konservativ, aber nicht rassistisch. Er selber sagt: «Wir sind eine ganz normale Schweizer Familie.» Die Publikation des Manifestes sei ein dummer Fehler gewesen: «Meine Ehefrau hat den Text nicht richtig gelesen, da er von einer vertrauenswürdigen Freundin zur Verfügung gestellt wurde.» Das Manifest sei sofort gelöscht worden, nachdem ihn ein Journalist des «Sonntags» auf dieses aufmerksam gemacht habe.
«Wir distanzieren uns vom Manifest. Wir sind sicher keine Rassisten», so Daniel M. weiter. Er sei selber ein eingebürgerter Deutscher, der den deutschen Pass abgegeben habe. «Wenn Ausländer hierher kommen und sich integrieren, ist das überhaupt kein Problem.» M. habe selber auch gute Erfahrungen mit ausländischen Arbeitskollegen gemacht.
Link zu Rechtsrockgruppe Nordfront
Die Grenze zwischen Patriotismus und Rassismus ist aber schwammig. Gegen Ende des vergangenen Monats hat Daniel M. auf einer Seite, die Rechtsradikalen sehr nahe steht, einen Link zu «Vaterland» gepostet. Das ist ein Lied der Rechtsrockgruppe Nordfront.
Des Weiteren sind auf seinem inzwischen gelöschten Facebook-Profil Texte zu lesen, welche die Grenze zwischen Patriotismus und Rassismus mindestens tangieren, wenn nicht sogar überschreiten.
So stand auf dem Profil beispielsweise: «Entweder wir Christen-Europäer kämpfen jetzt, oder wir werden später kämpfen müssen. Ich bin kein Rassist – ich bin ein Realist.» Eine «Heilung» können nur erreicht werden, «wenn die Wurzel des Krebses» verbannt werde.