Berner Zeitung: Interlaken 72 Schulkinder der Sekundarstufe eins befassten sich einen Tag lang mit dem Thema Zivilcourage – ein Pilotprojekt der Gruppe Brücken gegen Gewalt.
«Es ist ein Glücksfall für uns, dass wir das Projekt ‹Mut zur Zivilcourage› durchführen konnten», sagte Cornelia Stettler, Schulleiterin der Sekundarstufe eins Interlaken. 72 Schülerinnen und Schüler aus vier siebten Klassen setzten sich einen Tag lang intensiv mit dem Thema auseinander. Im Pilotprojekt der Gruppe Brücken ging es darum, Ungerechtigkeiten und Gewalt wahrzunehmen und möglichst angemessen zu reagieren, ohne sich selbst zu gefährden. Begleitet wurden die Kinder von Mitarbeitenden des Berner Informations- und Beratungsangebots GGG-Fon (Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus) sowie Lehrpersonen.Anregungen zum Thema «Opfer und Täter» lieferte zudem die Theatergruppe der jungen Bühne Bern. Am Montag präsentierten alle Beteiligten die Früchteihrer Arbeit in der Aula Alpenstrasse.
Gruppe Brücke gegen Gewalt
Martin Leuenberger von der Jugendarbeit Bödeli (JAB) berichtete, wie die Gruppe Brücken 2001 gegründet wurde, als ein Tötungsdelikt in der rechtsextremen Szene die Bevölkerung entsetzte: «So etwas darf nie mehr passieren!» In der Gruppe Brücken engagieren sich Schulen, die Schulsozialarbeit, die JAB, die Polizei, Vereine, Private und die Kirche. «Wir sind hier, um gemeinsam gegen Gewalt anzukämpfen», erklärte auch Giorgio Andreoli von GGG-Fon, der mit Annette Lüthi den Projekttag leitete. Am Vormittag arbeiteten die Kinder in der Klasse, am Nachmittag setzten sie ihre Ideen und Gedanken zum Thema in Workshops um. Die Mädchen und Jungen filmten, fotografierten, töpferten, befragten Leute auf der Strasse, wie sie bei Gewalt reagieren würden, und erstellten eine Statistik mit den Antworten. In der Aula spielte eine Gruppe eine Szene vor, die Ausgrenzung und Schikanen auf dem Schulhof zeigte und wie man dem entgegenwirken kann. Andere Kinder präsentierten ihre Kreationen aus Ton, so etwa eine Friedenstaube oder einen mit den Händen verschlossenen Mund, als Appell dafür, Gewalt nicht schweigend hinzunehmen. Weiter gab es eine Fotostory mit Sprechblasen über «Zickenzoff», streitende Mädchen, zu sehen. Eine weitere Gruppe rappte vor Publikum ein selbst verfasstes Lied über Zivilcourage. Andreoli: «Es ist toll, was die Mädchen und Jungen an nur einem Tag zustande gebracht haben, ich bin beeindruckt.» Schulleiterin Stettler sagte den anwesenden Eltern: «Ihr habt nun zum Thema Zivilcourage den wichtigsten Auftrag.» Nach der Auswertung soll das Projekt bei einem positiven Fazit weiteren Schulen zur Verfügung gestellt werden.