Politologe Claude Longchamp ist nicht sicher, ob Blochers Brief bei denWahlen vom kommenden Wochenende der SVP schadet. Zum einenwürden zwar potenzielle Wähler abgeschreckt. Zum anderen könne die Affäre aber auch Anhänger von Christoph Blocher mobilisieren.
Die SVP hat sich gestern erneut von Rechtsextremismus und Revisionismusdistanziert. Hingegen gelang es der Parteiführung nicht, Blocher davon zuüberzeugen, sich an einer Medienkonferenz zu äussern und Fehlereinzugestehen. Blocher ging lediglich am Rand der Aktionärsversammlungder Algroup auf den Vorfall ein. Er habe immer gesagt, dass er denRevisionismus als absurde Theorie ablehne. Das Ganze sei nichts als eineSchmutzkampagne vor den Wahlen. Er habe Grafs Buch nie gelesen.
Blocher behauptete gar, die Zeitungen „SonntagsBlick“ und „Blick“ (Ringier)sowie der „Tages-Anzeiger“ (TA-Media) hätten sich zu einer gemeinsamenKampagne zusammengeschlossen. Ein Vorwurf, der – zumindest was den TAanbetrifft – absurd ist.
Der verurteilte Rassist Jürgen Graf glaubt Blocher nicht, dass er seine Schriftlobte, ohne sie gelesen zu haben. „Ich nehme an, dass Herr Blocher damalseinen Anfall von naiver Ehrlichkeit gehabt hat“, sagte er dem SchweizerRadio DRS und bezeichnete sich selber als ehemaligen fanatischenBlocher-Anhänger.
Die SVP reagiert mit Inseraten auf den Wirbel umBlocher BERN – Die SVP reagiert auf die Inseratekampagnen von CVP, FDP und SPgegen Blocher mit einer eigenen Kampagne. Die SVP bezeichnet dieAktion der anderen Bundesratsparteien als „abgekartetes Spiel“ und“Schmutzkampagne“. Man wehre sich im Namen der Partei und nicht imNamen von Christoph Blocher, sagte SVP-Sprecher Defago auf Anfrage derNachrichtenagentur SDA.
Heute hatten CVP, FDP und SP mit Inseraten auf die Kontroverse um denBlocher-Brief reagiert. Dieser war im „Sonntags-Blick“ publiziert worden. ImBrief lobt Blocher Ausschnitte einer Schrift des Holocaust-Leugners Graf.(19. Oktober 1999 18:43)