Keine Medienmeldung zu Angriff von Rechtsextremen ? warum?
goldach. In Goldach wurde ein Jugendlicher von Rechtsextremen zusammengeschlagen, bis er bewusstlos war. Zum Vorfall gab es keine Medienmitteilung der Kantonspolizei, obwohl Beamte vor Ort waren.
Andreas Kneubühler
Publik wurde der Vorfall durch einen Artikel im «Ostschweizer Tagblatt». Vor dem Lindenhof-Pub in Goldach war es am 3. Dezember zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen. Eine Gruppe von Rechtsextremen hatte vier Jugendliche aus der linken Szene mit Baseballschlägern, Fusstritten und Faustschlägen attackiert. Augenzeugen schilderten, dass die rechtsextremen Schläger erst dann von ihren Opfern abliessen, als sich diese nicht mehr bewegt hätten. Ein Jugendlicher musste mit einer Gehirnerschütterung und Verdacht auf Hirnblutung ins Spital eingeliefert werden.
Die Vorfälle erinnern an die Übergriffe von Rechtsextremen in Frauenfeld. Dort war ein Jugendlicher durch Eisenstangen so schwer am Kopf verletzt worden, dass er nun behindert ist. Die Schläger wurden vorerst zu Gefängnisstrafen bis zu fünfeinhalb Jahren verurteilt.
Solche Angriffe von Rechtsextremen sind keine Einzelfälle: «In letzter Zeit entlädt sich die Gewalt vermehrt spontan bei nicht vorhersehbaren Ereignissen», sagte Jürg Bühler, stellvertretender Leiter des Inlandnachrichtendienstes (DAP), in einem Interview. «Wenn Rechtsextreme an Feste gehen, die von anderen organisiert wurden, und dort Linke oder Ausländer oder wen auch immer zusammenschlagen, dann ist das kaum vorhersehbar», erklärt Jürg Bühler.
Kritik von der WOZ
In Goldach waren Polizisten vor Ort. Trotzdem erschien der Vorfall nicht in den oft mehrmals täglich herausgegebenen Medienmitteilungen, in denen über alles Mögliche, von Sprayereien an Schulhäusern, Handtaschendiebstählen bis zu Tötungsdelikten berichtet wird. In der Wochenzeitung WOZ gab es dafür harsche Kritik: «Der St. Galler Kantonspolizei war es keine Nachricht wert, dass zehn Neonazis vier linken Jugendlichen nachstellten und einen davon spitalreif prügelten.»
Warum informierte die Polizei nicht? Pro Jahr gebe es 30 000 Vorfälle, da werde nicht zu allem eine Medienmitteilung verfasst, erklärt Hans Peter Eugster, Sprecher der Kantonspolizei. Die Beamten seien zudem erst vor Ort gewesen, als die Auseinandersetzung schon beendet war. «Doch die Betroffenen wollten sich nicht äussern», stellt Eugster fest.
Doch noch eine Anzeige
Die Beamten hätten dann auch im Spital mit den Beteiligten geredet. «Sie wollten keine Anzeige machen.» Damit seien der Polizei die Hände gebunden, meint Eugster, Ermittlungen fänden keine statt. Es sei auch nicht klar, ob es sich um einen Konflikt zwischen Rechts- und Linksextremen gehandelt habe, zweifelt er die Berichte von Augenzeugen an. Der Stand der Polizei sei, dass es sich um «eine Rauferei zwischen Jugendlichen» gehandelt habe.
Der verletzte Jugendliche hat das Spital nach einer Nacht wieder verlassen können. Er sei alles andere als ermutigt worden, eine Anzeige einzureichen, erklärt er auf Anfrage. Doch das werde er nun nachholen.