Rund 50 Jugendliche aus der linken Szene reisten am Samstag mit der Absichtnach Frauenfeld, eine verbotene Gegendemo durchzuführen. Ein grossesPolizeiaufgebot hat sie noch am Bahnhof abgefangen und gleich wieder nach Hausegeschickt.
Susanna Petrin
Frauenfeld – «Die martialische Show da wundert mich», sagt ein hochdeutschsprechender Mann zur ihm unverständlichen Szene, die sich am Samstagnachmittagam Bahnhof in Frauenfeld abspielte. Schätzungsweise gut 50 Polizeikräfte,ausgerüstet mit Schutzschildern, Helmen, Gewehren und einigen FlaschenTränengas sowie etliche weitere Polizisten bewachen den Bahnhofplatz und warten Zugum Zug ab. Sobald ein Zug einfährt gehts los: die gesamte Mannschaft trabt zumGleis, umkreist alle Jugendlichen, die aussehen, als ob sie zur linken Szenegehörten, durchsucht ihre Kleider und Taschen und schickt diejenigen, dieherkamen, um verbotenerweise zu demonstrieren, umgehend wieder nach Hause.
Insgesamt rund 50 Jugendliche aus der linken Szene sind so von der Polizeiabgefangen worden. Sie reisten am Samstag mit der Absicht nach Frauenfeld, ineiner verbotenen Gegendemo, gegen Faschismus und Rassismus zu demonstrieren.Ursprünglich hatten rechtsextreme Jugendliche zu einer «Demo gegenAusländergewalt» aufgerufen. Diese war vom Frauenfelder Stadtrat verboten worden.
Molotow-Cocktails und Elektrogerät
Der grösste Teil der linken Aktivisten, 40 Jugendliche, traf gegen 13 Uhr amBahnhof in Frauenfeld ein. Sie wurden noch auf dem Perron von rund 50Polizisten in «voller Montur» eingekesselt – und per nächstem Zug wieder heimwärtsgeschickt. Auf Stadtgebiet sind ferner laut Polizeiangaben zehn Personen ausder rechten Szene kontrolliert und vier linksextreme Jugendliche, diebesonders gefährliche Gegenstände bei sich getragen haben, vorübergehendfestgenommen worden. Die ganze Aktion verlief ohne gewaltsame Zwischenfälle. «Wir sinderleichtert, dass alles so gut abgelaufen ist», sagte Ernst Vogelsanger,Mediensprecher der Thurgauer Kantonspolizei am Samstag um 16 Uhr, als klar war,dass keine weiteren Aktivisten anreisen würden.
Mulmig zu Mute konnte einem noch einen Tag zuvor werden. «Frauenfeld sollbrennen» hiess es auf der linksgerichteten Internetseite indymedia.ch.Aussprüche die laut linken Jugendlichen aber von rechten Kreisen stammten, um dielinke Szene in ein schlechtes Bild zu setzen. «Mit den Sachen, die einigeJugendliche dabei hatten, hätte man allerdings beträchtlichen Schaden anrichtenkönnen», sagt Kapo-Mediensprecher Andreas Notter. Die Polizei beschlagnahmte beilinken Aktivisten Baseballschläger, Holzschläger, Molotow-Cocktails,Knallpetarden, Flaschen, Nothammer, Steinschleudern und gar einen Elektroschocker.Gekostet hat die Aktion, bei der auch das Ostschweizer Polizeikonkordatmithalf, einen sechsstelligen Betrag (um die 160 000 Franken). Nochmals so vielwie der Einsatz an der Demo vom 24. Mai. Weitere Auseinandersetzungen zwischenLinks- und Rechtsextremen könnten folgen. Wie bereitet sich die Polizei vor?Vogelsanger trägt lächelnd den Standardspruch vor: «Wir analysieren die Lagelaufend.»