Polizei beschlagnahmte Messer und Tränengas

Blick

VON JOSEF RITLER UND ALEXANDER SAUTTER

RÜTLI UR – Die Skinheads blieben stumm. Weil 150 Polizisten sie in Schach hielten. Tränengassprays, Alkohol und Messer hatten die Beamten den Neonazis schon bei der Ankunft abgenommen.

Skins auf dem Rätli 04.30 Uhr: Die ersten Rechtsradikalen marschieren aufs Rütli. Aber die Frühaufsteher können sich den wachsamen Augen der Polizei nicht entziehen. Jeder Skin wird kontrolliert und gefilzt. Die Beamten aus fünf Zentralschweizer Polizeicorps wollen eine 2. Schande vom Rütli unter allen Umständen verhindern. In kleinen Gruppen treffen im Laufe des Tages immer wieder Rechtsradikale ein. Sie wollen sich im Schutz der Wanderer und Spaziergänger an den historischen Ort begeben. Doch die Polizei lässt niemand ohne Personenkontrolle durch. Zu Recht: «Wir haben Messer, Tränengassprays, Spraydosen, Fantasiefahnen und Alkohol beschlagnahmt», sagt Reto Habermacher, Polizeikommandant von Uri. Andere Skins versuchen via Seelisberg aufs Rütli zu gelangen. Doch auch dort ist die Polizei präsent: Bereits ausserhalb des Dorfes filzen Beamte jedes verdächtige Fahrzeug.

Ein Glatzkopf behauptet gegenüber BLICK: «Wir wollen hier nicht Krawall machen.» Aber die Bilder vom letzten Jahr, als Bundesrat Kaspar Villiger niedergeschrien wurde, sind noch präsent. Auch die beschlagnahmten Waffen zeigen, dass der braune Sumpf nicht so friedlich ist, wie er sich gerne gibt. Beeindruckt durch das massive Polizeiaufgebot verhalten sich die Skinheads ruhig. Franz Steinegger, alt FDP-Parteipräsident: «Wenn sich alle an die Spielregeln halten, können die Polizisten nächstes Jahr den 1. August mit ihren Familien verbringen.» Bei der Nationalhymne zeigen die Rechtsradikalen dann ihr wahres Gesicht. Sie heben ihre Arme mit gespreizten Schwurfingern zum Kühnen-Gruss (benannt nach dem deutschen Neonazi-Führer Michael Kühnen). Kunstmaler Robert Honegger sitzt am Rand der Rütliwiese, beobachtet und malt ein Bild: «Die Schweiz und das Rütli haben das nicht verdient», sagt er.

VON JOSEF RITLER UND ALEXANDER SAUTTER

RÜTLI UR – So schön kann der 1. August sein. Fahnenschwinger und Alphornbläser feierten mit 600 Besuchern den Nationalfeiertag. Ein massives Polizeiaufgebot hielt die Rechtsradikalen in Schach. Und verhinderte eine 2. Schande vom Rütli.

Mit Würde feierte die Schweiz gestern auf dem Rütli den 1. August. Trotz 100 Skinheads in Springerstiefeln! Rund 150 Beamte aus fünf Zentralschweizer Kantonen sorgten für Ruhe und Ordnung. «Wir dürfen die Schweiz nicht den Nationalisten überlassen», sagte Festredner Franz Steinegger (58). Der frühere FDP-Parteipräsident konnte seine Rede halten, ohne von den Glatzköpfen belästigt zu werden. Nicht wie letztes Jahr. Damals schrien Dutzende Rechtsradikale Bundesrat Kaspar Villiger nieder. Dieses Jahr marschierten die ersten Skinheads bereits um 04.30 Uhr aufs Rütli. Dank dem kraftvollen Auftritt der Polizei blieben sie aber bis zum Ende stumm.