Gegründet wurde die Partei nationalorientierter Schweizer (PNOS) im September 2000 durch die beiden Neonazis Sacha Kunz und Jonas Gysin. Die Ideen der Partei stiessen vorrangig in den Regionen Oberaargau und Emmental auf Zuspruch.
Doch auch in anderen Regionen kam es in dieser Anfangszeit zu Sektionsgründungen. So verfügten die folgenden Regionen oder Kantone zeitweilig über eigene Ableger: Berner Oberland, Freiburg, Basel Land, Basel Stadt, Schwyz und Willisau. Die Sektionen Solothurn, St. Gallen, Wallis, Aargau und Graubünden wurden hingegen nach sehr kurzer Zeit wieder geschlossen.
Wahl(miss)erfolge
2004 gelang es der Kleinstpartei erstmals, eine Wahl für sich zu gewinnen – Tobias Hirschi wurde in den Langenthaler Stadtrat gewählt. Vier Jahre nach seiner Wahl wurde Hirschi durch Timotheus Winzenried ersetzt. Da Letzterer jedoch bereits nach einem Jahr die Nase voll hatte, übernahm Hirschi den Sitz erneut. Nach sieben Jahren war Schluss mit Lokalpolitik, die PNOS zog sich freiwillig aus dem Langenthaler Stadtrat zurück. Auch in Solothurn konnte die PNOS 2005 einen Wahlerfolg verbuchen: Dominic Bannholzer wurde für die Partei in die Exekutive der kleinen Gemeinde Günsberg (SO) gewählt. Doch auch dieser gab nach drei Jahren auf, worauf sich die PNOS-Sektion Solothurn gleich ganz auflöste. In den Folgejahren versuchte die PNOS immer wieder durch Kandidaturen für verschiedenste politische Ämter regional und national Fuss zu fassen, allerdings jeweils ohne Erfolg. Letztmals versuchte die Partei ihr Glück bei den Nationalratswahlen 2019.
Parteikader
Die Liste der Funktionär*innen, welche im Dienste der Partei gestanden haben, ist nicht nur lang, sondern liest sich auch wie ein Who-is-Who der Schweizer Neonaziszene. So finden sich als ehemalige Sektionsvorsitzende beispielsweise die Hammerskins Markus Martig, Florian Gerber, Mario Friso, Marco Gaggioli, Marcel Gafner und Adrian Segessenmann. Auch Cédric Rohrbach, Gründungsmitglied der Rechtsrock-Band „Indizert“, der Holocaust-Leugner Philippe Eglin oder der Holocaustleugner Philippe Brennenstuhl reihen sich in diese Liste ein.
Entwicklung über die Jahre
Anlässlich des Parteitags 2019 entschied die PNOS einen Wechsel der Landesleitung, einhergehend mit einer Neuorientierung in der Ausgestaltung ihrer Arbeit. Nach acht Jahren übergab der mehrfach vorbestrafte Dominic Lüthard das Präsidium an Florian Gerber, als neue Stellvertretung Gerbers fungierte fortan Yannic Nuoffer. Tamara Klingler war indes weiterhin um das Sekretariat bemüht. Die Partei verzeichnete zu diesem Zeitpunkt nach eigenen Angaben dreizehn Sektionen (Appenzell, Aargau, Basel, Bern, Glarus Graubünden, Schaffhausen, Solothurn, St. Gallen, Thurgau, Zürich, Zentralschweiz und Westschweiz). Allerdings dürfte es sich bei Glarus, Graubünden, Schaffhausen, Thurgau und Zentralschweiz bereits 2019 nur noch um rein repräsentative Sektionen ohne wirkliche Aktivitäten und Aktivmitglieder gehandelt haben. Ausser für Glarus (Florian Gerber) war für diese Ableger auch keine Sektionsleitung vermerkt. Dieses Vorgehen ist in der Geschichte der PNOS nicht neu, zeitweise führte die Partei sogenannte Infoportale, welche suggerieren sollten, dass sie in der Region aktiv ist. Die vornehmlich virtuell geführten Auftritte dienten aber in erster Linie der Möglichkeit, Texte und Statements zu lokalpolitischen Themen zu veröffentlichen und die Partei somit grösser und mächtiger wirken zu lassen, als sie tatsächlich war.
Vernetzung mit der hiesigen Neonaziszene
Die PNOS diente während all der Jahre immer wieder gerne sowohl als Auffangbecken für anderswo gescheiterte Neonazis, aber auch als Sprungbrett für Karrieren in der rechtsextremen Szene. So verwundert es nicht weiter, dass Mario Friso, Mitbegründer des antisemitischen „Bund Oberland“ und späterer Hammerskin auch aktiv an der Gründung der PNOS-Sektion Berner Oberland beteiligt war und schliesslich als deren Vorsitzender eingesetzt wurde. Der Versuch, mit Ignaz Bearth Holdener einen langjährigen und gefestigten Neonazi in den eigenen Reihen zu etablieren, brach die Partei wegen unüberwindbarer Differenzen schnell ab. Nebst personellen Überschneidungen mit anderen Gruppierungen nahm die PNOS während all der Jahre auch Seite an Seite mit etablierten Netzwerken der Szene und anderen Kameradschaften an diversen Anlässen teil. Am 9. Oktober 2010 organisierte die PNOS beispielsweise zusammen mit der Autopartei eine Kundgebung gegen das geplante Minarett in Langenthal, an der sich rund 100 Personen beteiligten. 2018 protestierten PNOS-Mitglieder zusammen mit der jungen SVP in Eglisbach (BE) gegen eine Wanderung des Islamischen Zentralrates der Schweiz.
Internationale Vernetzung
Bezeichnend beispielsweise, dass der ehemalige Parteipräsident Florian Gerber im Handelsregister für den Schweizer Sitz der Firma White Rex und somit einem internationalen Netzwerk an Neonazistrukturen verantwortlich zeichnet. Den Gründer von White Rex, Denis „Nikitin“ Kapustin, lud die Partei zudem wiederholt für Selbstverteidigungsseminare in die Schweiz ein. Auch der Austausch mit der in Italien beheimateten Casa Pound wurde rege gepflegt. Ihr zehnjähriges Bestehen feierte die PNOS zusammen mit dem deutschen völkischen Barden Frank Rennicke in Biel. 2019 lud die Parteileitung – zum wiederholten Mal – den verurteilten deutschen Holocaustleugner Henry Hafenmayer ein. Sowieso waren ausländische Gastredner an den Parteitagen sehr gerne gesehen, so folgten beispielsweise 2006 auch der NSU-Unterstützer Thomas Gerlach oder 2011 der deutsche Neonazi Axel Reitz der Einladung der PNOS. Im Gegenzug beteiligte sich die PNOS auch an Aktionen und Aufmärschen im Ausland. Als Beispiel hierfür können die Rede von Philippe Eglin 2011 in Heilbronn (DE) anlässlich einer 1. Mai-Demonstration oder die Teilnahme mehrerer PNOS-Aktivisten am Akademiker Ball 2018, welcher durch österreichische Burschenschaften organisiert wird, genannt werden. Diese Aufzählung steht exemplarisch und stellt keine abschliessende Auflistung der internationalen Beziehungen der Partei dar.
Neonazistische Themenwelten und Untergangsstimmung
Politisch befasste sich die PNOS nicht nur mit den traditionell rechten Themen; in Sachen Umwelt-, Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik gibt sich die Partei vordergründig sozial. Es brauchte schon einen genauen Blick, die wahren Absichten hinter den Formulierungen zu erkennen und zu sehen, dass die Partei auch in diesen Belangen nur auf den Erhalt und die Stärkung des „eigenen“ Volkes abzielte. Sowieso war die PNOS in ihren klassischen Themenfeldern leichter zu durchschauen. So nannte sie denn auch die Überbevölkerung, die Masseneinwanderung und die „Durchmischung“ der Völker als ihre Kernthemen. Einer der wenigen öffentlichen Auftritte der letzten Jahre befasste sich im November 2018 mit dem sogenannten Migrationspakt; die PNOS rief zu einer Kundgebung in Basel auf.
Neben der klassischen Schiene, welche sich mit dem Verhindern von Einwanderung, respektive Einbürgerung, der Niederlassung Fahrender oder Migrationspolitik im Allgemeinen befasst, versuchte die PNOS – quasi präventiv – „ihr Volk“ auf den Ist-Zustand einzustimmen und zur Selbstverteidigung zu rüsten. So gehörten zum Repertoire der Parteianlässe beispielsweise die bereits erwähnten Selbstverteidigungsseminare, das Bepacken eines Fluchtrucksacks und die Vorbereitung auf einen Belagerungszustand.
Ausserdem sollten die Mitglieder in Schulungen auf öffentliche Auftritte vorbereitet und mit Vorträgen zu historischen Themen für allfällige Fragen gewappnet werden. Hier dürfte der Partei wohl der Österreichische Ableger der Identitären Bewegung als Vorbild gedient haben, welcher genau diese Praxis sehr erfolgreich anwendet und mit dem ebenfalls ein reger Austausch stattfand.
Seit 2011 erschien zudem das parteieigene Magazin „Harus“, in dem nebst Rezepten auch Büchertipps oder völkische Texte zu finden waren.
Zur eigenen Sicherheit
2015 gründete sich mit dem „Ahnensturm“ der erste eigene Sicherheitsdienst der PNOS. Dieser sollte um die Sicherheit der Personen und Abläufe bei Veranstaltungen bemüht sein. Aufgenommen sollte laut Website nur werden, wer „kampfbereit“ ist und „alles für die Partei“ geben wolle. Durch die Wortwahl und die Ausbildungskurse im Bereich Selbstverteidigung und Bildung war von Vornherein klar, dass sich die Mitglieder des Ahnensturm auch auf körperliche Auseinandersetzungen einstellten. Dem Aufbau des Ahnensturms hat sich der Neonazi Cedric Stoller angenommen, bevor er diesen 2016 schliesslich in die Verantwortung von Benjamin Rhode übergab. Zu Einsätzen kam der Ahnensturm lediglich am „Buurezmorge“ der PNOS, am 15-jährigen Jubiläum der Partei, anlässlich eines von der PNOS organisierten Konzerts am 22. Oktober 2016 in Kaltbrunn (SG) und am darauffolgenden Parteitag am 12. November 2016.
Traditionell wiederkehrende Anlässe
Auch das Konzept der Stammtische dürfte sich die PNOS von der Identitären Bewegung kopiert haben. Diese fanden regelmässig regional organisiert statt und sollten Sympathisant*innen einen ersten Anlaufpunkt ermöglichen. Dabei sollte der Eindruck vermittelt werden, dass sich die Partei den Sorgen und Nöten der Bevölkerung auf einer sehr persönlichen Ebene annimmt. Natürlich dienten die Stammtische auch der Mitgliederwerbung.
Zum Jahresprogramm der PNOS gehörten aber natürlich auch der „Buure-Zmorge“, welcher jeweils am Nationalfeiertag durchgeführt wurde. Nach der Einführung personalisierter Tickets für die offizielle Feier auf dem Rütli (UR), beging die PNOS den Nationalfeiertag lieber mit einem traditionellen Frühstück, um dann am nächstgelegenen Wochenende mit einer Handvoll Gesinnungsgenoss*innen doch noch den Weg auf das Rütli zu suchen. An die personellen Erfolge der frühen Nullerjahre konnte die Partei bei diesen jedoch nie mehr anknüpfen. Auch die über viele Jahre hinweg gut besuchte Schlachtfeier von Sempach (LU) war für die Partei kaum mehr der Rede wert, diese „Traditionsveranstaltung“ haben sich mittlerweile sowieso andere Akteur*innen zu eigen gemacht. Seit einigen Jahren versuchte die Partei auch am 1. Mai zu glänzen, doch auch hier schienen sie noch nicht die geeignete Aktionsform gefunden zu haben.
Einordnung
Auch wenn die PNOS in der Schweizer Politlandschaft ein kleiner Fisch war, hat sich die rechtsextreme und neonazistische Partei doch 21 Jahre halten und in ihren Kreisen etablieren können. Trotz ihres demokratischen Anstrichs diente die Partei immer wieder als Auffangbecken für militante Neonazis und hat auch den Kontakt zu internationalen Netzwerken nicht gescheut. Und doch muss festgehalten werden, dass sich die PNOS in all der Zeit nicht als Alternative zur SVP durchsetzen konnte. Letztere besetzt die klassischen rechtsextremen Themenfelder längst selbst und läuft dabei nicht zuletzt wähler*innen-technisch anderen Parteien, wie eben auch der PNOS, den Rang ab.