20 minuten online: von Daniela Gigor – Nachdem die Urner Regierung das geplante Asylzentrum in Seelisberg sistierte, nutzt die Pnos die Gunst der Stunde und verschickt Flyer an die Einwohner. Der Gemeindepräsident ist empört.
Die Pnos hat die Gemeinde Seelisberg im Visier – dort hat die Regierung kürzlich auf ein geplantes Asylzentrum verzichtet. Zudem hatte sich die Berggemeinde heftig gegen die geplante Unterkunft in einem Hotel gewehrt. Dies rief offenbar die Partei National orientierter Schweizer (Pnos) auf den Plan: Sie startete eine Werbeaktion und verschickte Flyer an die Bewohner mit dem Titel: «Sie kommen! Wir widerstehen!» Im Flugblatt ist sinngemäss zu lesen, dass die Schweiz keine Asylflut fremder, islamischer Völker wolle, die versuchen Europa einzunehmen und die einheimischen Völker zu unterdrücken. Dominic Lüthard, Sprecher der Pnos bestätigte auf Anfrage, dass sie die Flyer nach Seelisberg verschickt haben: «Mit der Aktion wollen wir den Leuten zeigen, dass auch eine politische Partei hinter ihnen steht.» Ziel sei, dass die Leute gegen die Asylpolitik des Bundes aufstehen würden.
Ein Leser-Reporter aus Seelisberg, der den Flyer in seinem Briefkasten vorfand, sagt: «Es ist erschreckend, wenn man Post von einer Rechtsradikalen Partei erhält. Mit dieser Partei möchte ich nichts zu tun haben.» Der Leser-Reporter begründet dies damit, dass die Pnos-Aktion sehr wohl fruchten könnte und macht darum der SVP einen Vorwurf: «Ich dachte, dass sich die SVP der Asylzentrum-Problematik annimmt. Nun fühle ich mich von dieser Partei im Stich gelassen.»
Aktion ist eine «Selbstaufplusterung der Pnos»
Diesen Vorwurf lässt Christian Schuler, Vizepräsident der SVP Uri so nicht stehen: «Wir wollten bereits im November 2015 vom Landrat wissen, wie die Unterbringung der Asylsuchenden im Kanton Uri gesichert wird. Damals hiess es, die Regierung habe alles im Griff.» Konkret auf die Vorgänge in Seelisberg habe die SVP bereits zweimal mit Medienmitteilungen reagiert. Allerdings gibt Schuler zu, dass Seelisberg keine SVP-Hochburg sei: «Dort gibt es auch keine SVP-Ortspartei.» Zu der Pnos-Flyeraktion sagt Schuler: «Grundsätzlich ist es jeder Gruppierung frei gestellt Flyer zu verschicken.»
So locker kann der Seelisberger Gemeindepräsident Karl Huser-Lüönd die Flyer-Aktion nicht nehmen: «Das ist eine Frechheit. Die Pnos probiert sich bei uns breit zu machen und profitiert nun von den nationalen Schlagzeilen der Gemeinde.» Ganz anders sieht dies Samuel Althof von der Fachstelle Extremismus- und Gewaltprävention: Dies sei eine Selbstaufplusterung der Pnos zu einem Thema, zudem sie nichts zu sagen hätten. «Politisch ist die Pnos bedeutungslos und rechtsextreme Positionen sind in der Schweiz nicht gefragt», sagt Althof. Aus diesem Grunde gebe es auch keine Pnos-Mitglieder, die offiziell gewählt wurden und keiner sei in einer Exekutive vertreten.