Kein Freispruch für Pnos-Chef Pascal Lüthard: Gestern wurde er zu 800 Franken Busse und Gefängnis bedingt verurteilt.
Das autonome Kulturzentrum LaKuZ wurde demoliert, vor dem SRO-Spital kam es zu einer wüsten Schlägerei mit trauernden Türken: Die Ereignisse vom 21. September 2002, als 30 Rechtsextreme durch Langenthal zogen, haben Spuren hinterlassen ? und sorgen bis heute für Gesprächsstoff.
Gestern standen zwei junge Männer vor Gericht, die in der Gewaltnacht gehörig zugepackt hatten: Pascal Lüthard (20), Stützpunktleiter der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos), und sein Bruder M. (21)*. Beide wohnen bei ihren Eltern in Glashütten (Nähe Murgenthal) und waren den Behörden schon vorher als Mitglieder rechtsextremer Gruppierungen bekannt.
23 Rechte müssen zahlen
Für die Gewalt und Sachbeschädigung in Langenthal hat das Untersuchungsrichteramt Emmental-Oberaargau insgesamt 23 Personen mit Strafmandaten und Bussen von bis zu 1500 Franken bestraft. Pascal Lüthard erhielt 800 Franken sowie 8 Tage Gefängnis bedingt aufgebrummt, sein Bruder wäre mit 700 Franken davongekommen.Hätten die beiden Rechtsextremen diese Urteile akzeptiert, wäre der Fall abgeschlossen und der gestrige Termin am Gericht in Aarwangen nicht notwendig gewesen. So aber mussten die Brüder nochmals antreten und erzählen, was damals geschehen war. Pascal Lüthard gab zu, dass er am 21. September im LaKuZ war, als es zu Streitereien zwischen Linken und Rechten kam. «Allerdings», betonte er, «war ich nicht dabei, als das Kulturzentrum verwüstet wurde.»
«Ich kam erst später»
Auch später, als der rechtsextreme Zug vor dem Spital Halt machte und eine Gruppe von Türken angriff, will der Pnos-Chef nicht beteiligt gewesen sein. «Ich kam erst später, als das Schlimmste schon vorbei war.» Zu diesem Zeitpunkt, gab Lüthard vor Gericht zu, hätte er bei einer Schlägerei mitgeholfen ? wenn seine Kollegen nicht das Weite gesucht hätten.
Für Einzelrichter Roland Richner ist klar, dass Pascal Lüthard «als Hauptverantwortlicher für das Drama in Langenthal bezeichnet werden kann». Er sprach den Pnos-Aktivisten zwar vom Tatbestand des Raufhandels beim SRO-Spital frei, beliess aber die Busse bei 800 Franken und erhöhte die Gefängnisstrafe sogar von 8 auf 20 Tage.
Strafe fällt nun härter aus
Härter bestraft wurde auch Lüthards Bruder M.: Richner hielt an der Busse von 700 Franken fest und verknurrte ihn zusätzlich zu einer achttägigen bedingten Gefängnisstrafe. M. konnte zwar glaubhaft versichern, dass er nicht im LaKuZ-Haus war, sondern während der Zerstörung mit zwei Polizisten diskutiert habe. Eingestehen musste M. aber auch, dass er beim SRO-Spital einem Türken die Faust ins Gesicht geschlagen habe. «Das war Notwehr», beteuerte er vor Gericht. «Ich wurde zuerst angegriffen»
Bald wieder Streit?
Solche Zwischenfälle sollen nun der Vergangenheit angehören. Beide Lüthards wollen «das System in Zukunft auf demokratischem Weg verändern» und nicht mehr mit Prügeleien und kaputten Fensterscheiben «für Ordnung sorgen».
Und wenn es doch wieder zu Streitereien mit Ausländern oder Linksautonomen kommen sollte? Dann wird M. ? trotz allem ? wohl nicht lange fackeln. «Denn», sagte er vor Gericht, «ich bin kein Typ, der zuerst alles ausdiskutieren will.»
«Ich bin kein Typ, der zuerst alles ausdiskutieren will.»
* Name der Redaktion bekannt.