Die Wochenzeitung. Vom Oberleguan.
Womit bloss beginnen? Am besten mit der Tyr-Rune. Einem Symbol, das auf Abzeichen der Reichsführerschulen im Hitler-Reich prangte. Die Nationalsozialistische Partei NSDAP verlieh es dem «Führernachwuchs» – etwa Mitgliedern der paramilitärischen Kampforganisation SA.
Die Tyr-Rune wird von diversen Neonazigruppen verwendet. Sie ist auch das Logo der rechtsextremen Jungen Tat. Dass diese Gruppierung ihren Rassenhass mittels neurechter Hipsterästhetik und der Inszenierung als harmlose Patrioten mitten in die Gesellschaft zu tragen versucht, darüber haben bereits diverse Medien berichtet (siehe etwa WOZ Nr. 50/22).
Der Journalist Kurt Pelda, der letztes Jahr von der «Weltwoche» zu CH Media gewechselt ist, hat nun mit der Jungen Tat «geredet». Und liefert mit seinem «grossen Extremismus-Report», der in der «Aargauer Zeitung» erschienen ist, einen weiteren Beweis dafür, dass dies meist eine schlechte Idee ist.
Der Bezug der Rune zum Dritten Reich sei ihm bei der Gründung der Jungen Tat nicht bewusst gewesen, zitiert Pelda Manuel Corchia, der die Gruppe mitgegründet hat – und 2020 mit Kameraden eine Onlinevorlesung der Zürcher Hochschule der Künste mit «Heil Hitler!»-Rufen störte. Corchia weiter: Das Logo solle einfach die Zielstrebigkeit der Gruppe symbolisieren.
Pelda lässt diese Aussagen ebenso stehen wie zahlreiche weitere mutmassliche Lügen und Verdrehungen. Unwidersprochen behauptet die Junge Tat im Artikel etwa auch, man wolle mit dem «White-Power-Zeichen» nur zum Ausdruck bringen, dass es in Ordnung sei, weiss zu sein.
Auf Twitter übrigens fiel die Junge Tat kürzlich mit Werbung für ein Boxtraining auf. Der Flyer kommt harmlos daher, doch die Gruppierung hat ihn auch in der Telegram-Gruppe Active Club gepostet – einem Zusammenschluss faschistischer Gruppen, der die Überlegenheit der «weissen Rasse» propagiert und diese mit Training kampfbereit machen will.
Pelda erwähnt dies in seinem Artikel nicht. Er schreibt stattdessen, die Mitglieder der Jungen Tat würden von den Medien als Neonazis und rechtsextrem «gebrandmarkt». Mit seiner vermeintlich neutralen Herangehensweise wird Pelda zum Erfüllungsgehilfen der Rassist:innen mit ihrer Täuschungstaktik.