Die Universale Kirche wollte klammheimlich im Volkshaus ein Comeback feiern. Im letzten Moment wurde sie ausgeladen.
Von Hugo Stamm
Die Plakate prangen unübersehbar an Zürichs Wänden, die Handzettel sind verteilt. Die Botschaft: «Unser Name ist Legende – unser Wort ist Gesetz». Eingeladen haben der «Graf von Saint Germain» und die «Grosse Weisse Bruderschaft» auf den kommenden Donnerstag ins Volkshaus. Die Verwirrung wird komplett, wenn man die aufgeführte Telefonnummer wählt und sich eine «Bruderschaft der Menschheit» meldet. Das alles sind Namen aus der Theosophie. Der ominöse Graf etwa gilt als ein in die höheren Sphären aufgestiegener Meister (Avatar). Wer sich hinter den klangvollen Begriffen versteckt, wissen wohl nur Szenekenner. Deshalb reagierte Hans Rudolf Wirz vom Volkshaus nicht, als Vertreter dieser Bruderschaft einen Saal mieteten. Doch dann meldete sich eine Person und sagte, dahinter stecke die Universale Kirche (UK).
Die Recherchen bestätigten Wirz rasch, dass es sich tatsächlich um den theosophisch-esoterischen Kult der UK handelt. Eine Sekte also, die Mitte der 90er-Jahre auch in Zürich wegen antisemitischer Äusserungen in die Schlagzeilen geraten war. In mehreren Prozessen wurden führende Mitglieder des Kultes zu Bussen und Gefängnisstrafen verurteilt. Sie hatten rassistische Äusserungen ihres Gurus Peter Leach Lewis kolportiert. Dieser hatte unter anderem behauptet, die Juden hätten in ihrer satanischen Gier den Zweiten Weltkrieg angezettelt. Die Rede war auch vom jüdischen Gezücht und von Gassenkatzen. Trotz der negativen Urteile wiederholten verschiedene Mitglieder in missionarischem Eifer die rassistischen Vorwürfe; Einsicht zeigten sie kaum. Dies war umso überraschender, als auch viele Akademiker sowie hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Bildung dem Kult angehören.
In zwölf Städten präsent
Die Prozesse und Berichte taten aber ihre Wirkung: Die UK zog sich weit gehend aus der Öffentlichkeit zurück und führte ihre Kurse und Rituale in den eigenen Zentren und Kirchen[45] durch. Nun meldet sich die international tätige Gemeinschaft mit einer breiten Öffentlichkeitskampagne wieder zurück. Sie führt in diesen Tagen in zwölf Städten in der Schweiz, in Deutschland und Österreich Vorträge durch. Zürich muss sie aber nach dem Veto des Volkshauses aus dem Terminkalender streichen. Wirz hat den Veranstaltern den Entscheid mündlich mitgeteilt und ihnen in einem eingeschriebenen Brief erklärt, dass das Volkshaus keine Veranstaltung von Organisationen dulde, deren Mitglieder wegen antisemitischer Äusserungen verurteilt worden seien.
Ob sich die Universale Kirche gegen das Verdikt des Volkshauses wehren wird, ist nicht klar. Die Mitarbeiterin am Hauptsitz wollte keine Stellung nehmen, und die Presseabteilung war nicht erreichbar.