Oberstadt-Bars: Zentrum für Rechtsextreme?Samuel ThomiHaben Bars in der Oberstadt ein Rechtsextremenproblem? Jein, sagen zwei Wirte. Sie reagieren konsterniert auf eine anonyme Postkartenaktion der letzten Woche aus linken Kreisen.«Die Rechtsextremen sind sowohl im Meeting Point Pub, in der Pöstli Bar wie auch in der Chäller Bar gern gesehene Gäste.» Eine orange Postkarte mit unter anderem diesem Satz darauf wurde Ende letzter Woche in zahlreiche Haushalte in Burgdorf verteilt. Als Absender fingiert eine «Aktion gegen Rassismus» und eine E-Mail-Adresse. Vor-adressiert sind die Postkarten je zu einem Drittel an die genannten drei Bars in der Oberstadt; nur frankieren müsse man noch selber allenfalls einen persönlichen Kommentar anbringen, steht geschrieben. «Für eine vielfältige Gesellschaft! Nein zur Ausgrenzung», fordern die Urheber und «ein klares Bekenntnis der Wirte der genannten Lokale!» Allenfalls ein Lokalverbot, jedenfalls «kein Raum für Rechtsextreme, weder in der Oberstadt noch sonstwo!»Probleme mit privaten ClubsChäller-Bar-Wirt Fritz Salzmann weiss auf Anfrage nicht, warum er mit seiner Bar auf dieser Postkarte aufgeführt ist. Rechts denkend «das gibt es in Burgdorf viel» sei doch noch nicht rechtsextrem. Auf Nachfrage erklärt er dann, dass es «gut möglich» sei, dass unter seinen Gästen «selten auch mal ein Rechtsextremer» gewesen sei. Doch gelte es noch nicht, aus jedem Kahlgeschorenen einen Rechtsextremen zu machen. Wie er auf den Flyer reagieren werde? «Wenn ich herausfinde, wer hinter der Aktion steckt, werde ich Anzeige erstatten.» Ansonsten müssten die Wirten in der Oberstadt «zusammenzustehen»; denn «nur wenn niemand die Rechtsextremen mehr bedient, werden wir sie los». Dabei gelte das Augenmerk insbesondere den privaten Clubs und Lokalen, die immer häufiger öffneten. Das sei nicht nur schädlich für die Wirte in der Oberstadt, sondern «man sieht es ja» im Rückblick auf letzten Samstag auch nur noch schwer kontrollierbar, was geschieht.«Vereinzelt, unregelmässig»Pöstli-Barbetreiber Hans Järmann nennt die Flyeraktion «eine schwierige Situation». Grundsätzlich könne er «nichts gegen die Flyer haben». Schliesslich sei er gegen Rechtsextremismus, er tue seine Meinung auch kund. Gleichzeitig gibt er zu, «dass wohl Leute mit rechtsradikalem Gedankengut in meiner Bar verkehren». Doch «nur vereinzelt und sehr unregelmässig» kämen die vorbei. Gleichzeitig habe er «auch ganz linke Gäste», gibt er zu bedenken. Dass er also als Zentrum der Rechtsradikalen in Burgdorf gelten solle, sei «schlicht eine Behauptung, die schwer zu widerlegen ist». Dass der Flyer dabei anonym verteilt wurde, beschäftigt ihn. Offen für Gespräche mit der Stadt zeigt er sich allemal. Wenn, dann müsse man es gemeinsam anpacken. «Ein Hausverbot meinerseits kommt nur im äussersten Notfall in Frage.»Dass in einigen Bars der Oberstadt in Bezug auf rechtsextreme Gäste Handlungsbedarf bestehe, erklärte Gemeinderätin Elisabeth Zäch (SP) bereits nach dem tätlichen Übergriff auf die Familie Brünisholz vor Monatsfrist (Ausgabe vom 3. Mai 2006). Wie der Gemeinderat handeln will, ist aber anscheinend immer noch nicht konkret. Die Barbetreiber «einmal mehr darauf hinweisen, welche Kundschaft sie bewirten», will mit der Aktion laut H. K.*, dem Informanten, der diese Zeitung auch über das bevorstehende «Indiziert»-Konzert informierte (s. Titelseite), die «Aktion gegen Rassismus». Sie verteilte auch die Flyers. Über die Definition von «Regelmässigkeit der Besuche» lasse sich streiten; «Fakt ist aber, dass sich Rechtsextreme dort aufhalten. Das sollte ausreichen, um zu handeln». Der Bevölkerung wollten sie das Problem «wieder einmal vor Augen führen und Inhalte kommunizieren». Die Betreiber der Meeting-Point-Bar waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.l* Name der Redaktion bekannt.