Notwendiges Wissen

Die Wochenzeitung 14.06.2012

Der Nachrichtendienst des Bundes will in Zukunft die rechtsextreme Szene der Schweiz nicht mehr beobachten. Das ist nicht weiter schlimm: Die StaatsschützerInnen haben die Öffentlichkeit kaum je an ihrem Wissen teilhaben lassen.

Diese Wissenslücke müssen  private AkteurInnen füllen. Dies tut neben der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) auch die Antifa. In einer neuen Broschüre haben die Antifa Bern und die Antifa Oberland «Die braune Szene der Schweiz» dokumentiert.

Ihr Befund: «Die extreme Rechte – vorab die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) als ihre wichtigste Akteurin – schwächelt und steht im Schatten der übermächtigen Schweizer Volkspartei, welche ähnliche Themenfelder besetzt.» In der Broschüre wird auch auf die Stadt Genf verwiesen, wo zwei eher neue rechte Gruppierungen aktiv sind: die Genève Non Conforme, die sich am neofaschistischen Modell der italienischen Bewegung um das Römer Zentrum Casapound orientiert, sowie die Genfer Sektion Identitaires, die ein Teil der französischen Bewegung Identitaires ist und vor allem antiislamische Agitation betreibt.

Die Antifa-Broschüre konzentriert sich auf die rechtsextremen Organisationen, die heute noch aktiv sind und Verbindungen zu subkulturellen Szenen pflegen, insbesondere zu den Naziskins. Sie beleuchtet auch die Aktivitäten der Bands Indiziert und Amok oder der Europäischen Aktion des Holocaustleugners Bernhard Schaub. Das Heft bietet insgesamt einen kurzen und präzisen Überblick über die rechtsextreme Szene der vergangenen Jahre.

Hans Stutz

Antifa Bern, Antifa Oberland: «Die braune Szene der Schweiz». 40 Seiten. Gratis. Zu beziehen über info@antifa.ch.

Hans Stutz ist Verfasser der Chronologie «Rassismus in der Schweiz», die von der Stiftung GRA herausgegeben wird (www.gra.ch).