Ennenda bereitet sich auf ein unruhiges Wochenende vor: Man will wüste Szenen an der Kilbi verhindern. Die Polizei und ein privater Sicherheitsdienst stehen im Einsatz. Die Dorfvereine werden in die Pflicht genommen.
Von Daniel Fischli
Ennenda. – Gemeindepräsidentin Käthi Meier blickt mit gemischten Gefühlen auf das anstehende Kilbiwochenende. Vor einem Jahr ist das Dorf in die Schlagzeilen geraten, weil eine Gruppe von Rechtsextremen das Fest störte (siehe Box). Schon in den Jahren zuvor musste die Gemeinde Massnahmen treffen, um für Ruhe zu sorgen. Jetzt hat man die Vorkehrungen intensiviert.
Polizei wird dort sein
Die Gemeindepräsidentin steht in Kontakt mit dem Kommandanten der Kantonspolizei. Dort will man gegenüber der «Südostschweiz» zu den Details der Einsatzplanung keine Auskunft geben. Peter Schadegg, stellvertretender Mediensprecher, versichert aber auf Anfrage, man werde vor Ort präsent sein.
Im letzten Jahr musste die Polizei zuerst alarmiert werden und war dann zu spät auf dem Platz, um noch etwas ausrichten zu können. «Wir wissen, dass die Kilbi Ennenda problematisch ist, weil in der Regel rechte Gruppierungen auftauchen», so Schadegg. Konkrete Anhaltspunkte für geplante Störaktionen habe man aber zurzeit nicht.
Schadegg rät den Kilbibesuchern, sich von den Rechtsextremen nicht provozieren zu lassen und selber nicht einzugreifen. «Wenn man eine Gewalttätigkeit bemerkt, ist es am besten, sofort die Polizei zu alarmieren.» Und wenn «nur» der Hitlergruss gezeigt und durch das martialische Auftreten provoziert wird? Soll dann die Polizei alarmiert werden? «Ja», sagt Schadegg, «die Polizei soll frühzeitig gerufen werden, schon bevor Gewalttätigkeiten bemerkt werden.»
Kein Alkohol für Minderjährige
Ausser der Polizei ist laut Gemeindepräsidentin Käthi Meier wie in den vergangenen Jahren eine private Sicherheitsfirma mit zwei Patrouillen samt Hunden im Einsatz. Diese können von den wirtenden Dorfvereinen im Notfall per Handy zu Hilfe gerufen werden.
Für Lukas Beerli vom Jugendhaus «Gaswärch» in Glarus ist der Alkoholkonsum ein Teil des Problems: «Spass-Haben ist bei Jugendlichen und manchen Erwachsenen oft mit Alkohol verbunden.» Die Ennendaner Kilbi habe einen andern Charakter als etwa die Glarner. Dort würde das Geld vor allem für die Bahnen ausgegeben, in Ennenda eher für Alkohol, sei es in den Bars oder für Mitgebrachtes. Mit dem Alkoholpegel steige aber auch die Gewaltbereitschaft.
Hoffen auf die Bevölkerung
Das «Gaswärch» betreibt deshalb zusammen mit der evangelischen Kirche und der Musikschule eine alkoholfreie Bar (siehe Box).
Der Gemeinde hält Beerli aber zu Gute, dass sie das Problem erkannt und Massnahmen ergriffen habe. Die Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen sei ein wichtiger Präventionsfaktor. «Ich hoffe auch, dass die Bevölkerung aufmerksam ist und Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen nicht toleriert», so Beerli.
Laut Käthi Meier sind die Dorfvereine in Sachen Alkohol in die Pflicht genommen worden. Man habe gegenüber dem Verkehrsverein und den wirtenden Vereinen mit Nachdruck auf die Jugendschutzbestimmungen hingewiesen. «Wir wollten, dass die Vereine merken, dass uns nicht egal ist, was passiert», sagt Meier. Offizielle Kontrollen werde es allerdings nicht geben. Die Gemeinderäte seien aber an der Kilbi unterwegs und «es kann passieren, dass ein Barbetreiber im nächsten Jahr die Bewilligung nicht mehr bekommt, wenn er sich nicht an das Gesetz hält».
Meier sieht sich auf einer Gratwanderung. Einerseits sei ihr der Jugendschutz ein Anliegen. Andererseits wolle sie aber die Dorfvereine auch nicht vergraulen. «Sie sorgen für eine gute Kilbi und sollen auch merken, dass man ihre Arbeit schätzt.» Den Barbetreibern könne aber auch bei Grossandrang zugemutet werden, das Alter der Gäste zu kontrollieren. «Ich glaube, dass den Vereinen ihre Verantwortung bewusst ist.» Sie sei sich aber nicht sicher, ob die getroffenen Massnahmen auch wirklich ausreichten, meint Käthi Meier.
Junge rechnen mit Spannungen
Unter den Jugendlichen gelte Ennenda als «Konflikt-Kilbi» sagt Lukas Beerli. Manche erwarteten deshalb, dass etwas passiere. Beerli rechnet aber weniger damit, dass es zu Konflikten zwischen Ausländern und Rechtsextremen kommt. Eher würden sich Rechtsextreme und Punks in Szene setzen, und dann könne es leicht zu Spannungen kommen.
Dies halte die Jugendlichen jedoch nicht davon ab, an die Kilbi zu gehen, meint Beerli, im Gegenteil. Viele würden zwar die Anwendung von Gewalt ablehnen, aber trotzdem die «Action» suchen. Die Auseinandersetzungen der andern würden kosumiert wie ein Film oder ein Videospiel.
Gemeindepräsidentin Käthi Meier hofft «auf eine friedliche schöne Kilbi, an der sich die Leute vergnügen können». Auch die rechtsgerichteten Jugendlichen dürften an die Kilbi kommen, meint sie. «Sie sollen mit den andern Jungen ein Fest feiern dürfen, wenn sie sich friedlich verhalten und ihre Embleme zu Hause lassen.»