Nau.ch
Bei einer weiteren Razzia hat die Polizei von Turin ein Waffenarsenal im Haus des rechtsextremen F. D. B.* (60) beschlagnahmt. Nun ermittelt auch das FBI.
Das Wichtigste in Kürze
- Die italienische Polizei hat im Fall der Raketen-Schieber weitere Arsenale entdeckt.
- Gegen den Tessiner Neonazi A. M. und seine Komplizen ermittelt nun sogar das FBI.
Vor kurzem entdeckte die italienische Polizei in einem Hangar eines kleinen Flugplatzes bei Voghera (I) ein riesiges Waffenarsenal. Mit dabei war sogar eine Mittelstreckenrakete. Betreiber des Lagers ist der Tessiner Neonazi und Waffenhändler A. M.* (Nau berichtete).
Nun wird klar: Der spektakuläre Fund scheint nur die Spitze des Eisberges zu sein. Im Hangar hortet A. M. auch zwei LR-0-Raketen für Raketenwerfer zur Bewaffnung von MB339-Flugzeugen. Am Wochenende folgten weitere Razzien, wie «Teleticino» und «Ticinonews» berichten.
Depots und die Wohnungen des Tessiners in Sesto Calendo (Varese), in Mailand und in Castelleto Ticino (Novara) am Lago Maggiore wurden durchsucht.
Bei seinem Komplizen F. D. B.* wurde in einem toskanischen Ferienapartment ein weiteres Waffenarsenal entdeckt. Darunter ein Sturmgewehr SIG550, eine Pistole, eine Kiste mit elf Bomben und Handgranaten, Mörser, eine Armbrust mit 13 Pfeilen, eine Machete und Munition verschiedenen Kalibers.
Neben den illegalen Waffen beschlagnahmte die Polizei zudem Dutzende Videos über Adolf Hitler und ein eingerahmtes Bild des Diktatoren Benito Mussolini.
FBI hat sich eingeschaltet
Wie kamen der Tessiner und seine italienischen Handlanger an diese Waffen? Die italienische Polizei hat für die internationalen Ermittlungen Interpol eingeschaltet. Ein Rechtshilfegesuch wurde laut «Blick» an die Bundesanwaltschaft gestellt.
Gemäss «Corriere della Sera» hat sich zudem auch die US-Bundespolizei eingeschaltet. Im Visier der US-Ermittler stehen neben F. D. B., der 51-jährige Italiener F. B.* und der 42-jährige Schweizer A. M.*
Dem Trio wird vorgeworfen, die Luft-Luft-Rakete vom Typ Matra S530 der katarischen Armee gemeinsam auf dem Schwarzmarkt verkauft haben zu wollen.
Der Schweizer A. M.*
Auch über A. M. wird in Folge der Untersuchung immer mehr bekannt. Recherchen der «WOZ» haben gezeigt, dass der Tessiner von 2010 bis 2013 für den bundeseigenen Rüstungsbetrieb Ruag gearbeitet hatte.
Offiziell handelt der Mann seit Jahren mit Kleinflugzeugen. Im Jahr 2016 gründete er in Bissone (TI) ein Unternehmen. Nach der Insolvenz eröffnete M. zwei Jahre später in Chiasso wieder ein Geschäft.
Gemäss Handelsregister ist die Gesellschaft im Bereich «Verkauf, Vermietung, Verwaltung und Vermittlung im Bereich der Luftfahrtmechanik» tätig.
Zu seinen ehemaligen Partnern zählt auch der Schweizer A. L.* (54), der Laserpointer an den Iran verkaufte und deswegen in Italien zu vier Jahren Knast verurteilt wurde.
*Namen der Redaktion bekannt