Alt Grossrat Eric Weber soll versucht haben, Wahlcouverts zu kaufen – eine Ermittlung läuft
Philipp Loser
Der Wirbel um die Gross-ratswahlen nimmt kein Ende: Nachdem Wahlfälscher Walter Hammel für Schlagzeilen gesorgt hat, richtet sich jetzt der Fokus auf alt Grossrat Eric Weber. Er soll einem Pärchen 30 Franken für ein Wahlcouvert geboten haben.
Nicht Inhalte bestimmen den Wahlkampf um den Einzug in den Basler Grossen Rat. Mauscheleien, Manipulationen und Betrugsversuche tun es. FDP-Grossrat Walter Hammel fischt Wahlcouverts aus Briefkästen und dem Altpapier und schickt sie mit seinem eigenen Namen ein. Und wie jetzt bekannt wird, soll der rechtsextreme alt Grossrat Eric Weber, der auf der Liste der Schweizer Demokraten kandidiert, noch eine weitere Art gefunden haben, um an fremde Wahlunterlagen zu kommen. Gegen Bezahlung.
Das wirft ihm jedenfalls ein junges Paar vor. Zwei Wochen ist es her, als die beiden auf einer Bank in Webers Wahlkreis sassen und Eric Weber auftauchte. «Er hat sich vorgestellt und uns seinen Wahlprospekt gezeigt», sagt Michael Flückiger*. Er habe sich zu ihnen gesetzt und nach ihrem Alter gefragt. Die beiden sind Erstwähler. «Er wollte wissen, ob wir das Wahlcouvert dabei hätten. Eine seltsame Frage», sagt Flückiger. Er selber ist in Basel-Stadt nicht wahlberechtigt; seine Freundin schon.
«Weber fragte, wo sie wohnt und sagte, sie solle doch ihr Wahlcouvert holen», so Flückiger, «er gebe ihr dafür 30 Franken.» Die beiden lehnten das Angebot ab. Trotzdem habe er noch mehrmals auf die 30 Franken angespielt, sagt der junge Mann.
Stimmt die Aussage von Flückiger, macht sich Eric Weber versuchter Wahlbestechung schuldig. Ein Offizialdelikt, wie Peter Gill von der Staatsanwaltschaft sagt. Diese hat am Donnerstag ein Untersuchungsverfahren eingeleitet; die Aussage von Flückiger ist bereits aufgezeichnet: «Wir sind froh, dass er so schnell zu uns gekommen ist», sagt Gill. Jetzt laufen die Ermittlungen: «Wir sind dran.»
Was der Basler Staatsanwaltschaft noch fehlt, ist eine Aussage von Eric Weber selber. Gegenüber der baz gibt Weber zu, beim jungen Paar auf der Bank gesessen zu haben. Die versuchte Wahlbestechung streitet er aber ab: «Das habe ich niemals so gesagt. Die wollen sich doch nur wichtig machen.» «Stimmt nicht», entgegnet Flückiger, «für mich geht es um nichts, für ihn geht es um fünf Prozent.»
Gegen zu viele Ausländer. Eric Weber kandidiert mit seiner Partei, der «Volksaktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten», auf der Liste der Schweizer Demokraten. Deren Präsident, Markus Borner, kann nicht an die versuchte Wahlbestechung glauben: «Das ist unmöglich.»
Grossrat Eric Weber gerät nicht zum ersten Mal im Umfeld von Wahlen in die Schlagzeilen. 1991 wurde er vom Basler Strafgericht der Urkundenfälschung für schuldig befunden. Weber hatte bei den Grossratswahlen von 1988 die Unterschriften von politisch unerfahrenen Stimmbürgern benutzt, um seine Grossratslisten mit Kandidaten zu füllen.