KERNENRIED / Eine SVP-Versammlung war am Sonntag im Restaurant Löwen angesagt gewesen – gekommen sind aber um die 40 Rechtsradikale.
cbb. Gody Schranz, Wirt des Restaurants Löwen im beschaulichen Bauerndorf Kernenried, hatte keinen Grund, misstrauisch zu sein. Im Namen der SVP wurde am letzten Sonntag sein Saal gemietet, stattfinden sollte eine Veranstaltung gegen den Uno-Beitritt der Schweiz. Die Männer, die um ein Uhr in Kernenried aufmarschierten, sahen aber nicht aus, wie man sich die klassischen SVP-Mitglieder gemeinhin vorstellt: Bomberjacken und Springerstiefel prägten das Bild. Er sei schon etwas erschrocken, erzählt Gody Schranz. Was genau in seinem Restaurant ablief, habe er erst realisiert, als die Polizei aufgefahren sei.
Rund 40 Rechtsextreme
«Es hat ein Treffen von rund 40 Personen aus der rechtsextremen Szene stattgefunden», sagt Bernard Kolly, Pressesprecher der Kantonspolizei Bern. Die Polizei, mit rund einem Dutzend Beamten angerückt, habe die Personalien aufgenommen und Personen- und Fahrzeugkontrollen durchgeführt. «Einige der anwesenden Personen waren der Kantonspolizei bekannt», sagt Kolly. Die Rechtsextremen stammten offenbar aus dem Kanton Bern und einigen umliegenden Kantonen. Dass etliche Mitglieder der Hammerskins anwesend waren, wie «Tele Bärn» vermeldet hatte, wollte Bernard Kolly gestern nicht bestätigen.
Auch über das Thema der Zusammenkunft konnte Kolly keine Angaben machen. Den Flugblättern nach zu urteilen hat es sich aber – wie angekündigt – um eine Anti-Uno-Veranstaltung gehandelt. «Es ist zu keinen Zwischenfällen gekommen», erklärt Kolly. Die Zusammenkunft habe sich gegen 18 Uhr aufgelöst. Für die Kantonspolizei sei es wichtig, dass ihr solche Treffen gemeldet würden, sagt Kolly. Nähere Angaben zur aktuellen Entwicklung des Rechtsextremismus im Kanton Bern wollte er aber nicht machen – am Donnerstag wird an der Jahrespressekonferenz der Kantonspolizei darüber orientiert.
Keine Szene in Kernenried
Dass Kernenried ein Treffpunkt rechtsextremistischer Kreise sein könnte, verneint Hansruedi Frei strikt. Laut dem Vize- Gemeinderatspräsidenten haben bislang in seiner Gemeinde keine solche Treffen stattgefunden. Und unter den 450 Einwohnern sei ihm auch kein einziger mit rechtsextremer Gesinnung bekannt. Wirt Gody Schranz seinerseits wird wohl künftig die Mietanfragen für seinen Saal etwas kritischer prüfen. «Wir hatten das hier noch nie und wir möchtens auch lieber nicht haben», kommentiert er das Neonazi-Treffen. Dies, obwohl die Veranstaltung reibungslos über die Bühne gegangen sei. «Die haben sich sehr anständig verhalten.» Fast mehr Angst habe er jetzt vor den Linksextremen, «dass die mir die Hütte vollsprayen könnten».
SVP distanziert sich
Auf dem Sekretariat der SVP Kanton Bern hat man bis gestern nicht gewusst, dass die Rechtsextremen unter dem Namen der SVP den Saal gemietet hatten. «Die SVP distanziert sich vehement», sagt Parteisekretär Christoph Neuhaus. Die Person, die den Saal im Namen der SVP gemietet habe, sei nicht Mitglied der Partei. Die SVP biete weder Anhängern des Links- noch des Rechtsextremismus eine Heimat.