Blick. Er wollte im Primarschulhaus feiern!
as Dorf Seiry im freiburgischen Broyebezirk zählt rund 350 Einwohner. Am Samstagabend wurde die idyllische Ruhe plötzlich gestört. «Gegen 18 Uhr standen ein paar Typen vor dem Schulhaus», sagt ein Einwohner. «Sie tranken Bier und hörten Musik.»
Die Männer sind Neonazis. Sie wärmen sich auf für ein Konzert, das sie und ihre braunen Brüder am Abend im Gemeindesaal im ersten Stock des Primarschulhauses veranstalten wollen. Die Reservation für den Saal ging bei der Gemeinde am 24. Mai ein. Die 180 Franken Saalmiete sind nach dem Anlass zu bezahlen.
BLICK-Recherchen zeigen: Den Saal hat Gaël R.* (31) reserviert, einer der Anführer der rechtsextremen Hammerskins in der Westschweiz. Die selbsternannte Bruderschaft versteht sich als Elite des «arischen Widerstandes».
«Dieser Herr reservierte den Gemeindesaal für ein Essen mit rund 50 Personen», sagt Gemeindepräsident Gérard Brodard (57). «Wir schöpften keinen Verdacht, weil auch Auswärtige unseren Gemeindesaal oft für private Anlässe mieten.»
Treffpunkt für die Nazi-Konzert-Besucher war am Samstag die Autobahnraststätte Rose de la Broye in Lully FR. Die Polizei bekommt in sozialen Medien Wind vom Anlass.
Auf der Raststätte stoppt sie rund 60 Neonazis und erfährt, dass sie nach Seiry pilgern wollten. Weil keine Bewilligung für den Nazi-Gig vorliegt, verbieten die Behörden den Anlass kurzfristig.
Zwei Bands sollten am Neonazi-Konzert auftreten. Die italienische Gruppe Katastrof Aryan Rock konnte gar nicht erst in die Schweiz einreisen, weil den Musikern kurzerhand ein Einreiseverbot auferlegt wurde. Und die deutsche Neonazi-Band Wolfsfront musste Seiry mit einer Polizei-Eskorte verlassen. Im Dorf ist man froh, dass das Konzert nicht stattfinden konnte. «Wir wollen hier keine solchen Nazi-Horden», sagt Gemeindepräsident Brodard zu BLICK. «Es ist fantastisch, dass das Ganze gestoppt wurde.»
Hammerskins-Anführer R. stammt aus Fétigny FR. Seit kurzem wohnt der gelernte Sanitärmonteur in einem neuen Wohnblock in Cousset FR. Gestern war er nicht zu Hause. Er muss sich nun für eine Demonstration ohne behördliche Bewilligung verantworten.
* Name der Redaktion bekannt
Gaël R. hatte für ein Neonazi-Konzert den Saal gebucht.
Gemeindepräsident Brodard: «Dieser Herr reservierte den Gemeindesaal für ein Essen mit rund 50 Personen.»
Die rechtsextreme italienische Band Katastrof Aryan Rock wurde an der Grenze gestoppt.