Neonazi-Konzert angekündigt
Am 9. September soll in der Schweiz ein grosses Konzert mit einschlägig bekannten Bands aus der rechtsextremen Szene steigen.
Das ist der Homepage einer Roggwiler Plattenfirma zu entnehmen.
«Helvetien rockt» heisst der Anlass, doch die meisten Bands kommen aus Deutschland angerollt. Sie heissen Frontalkraft, Spreegeschwader oder Legion of Thor und sind «eindeutig neonazistisch» ausgerichtet, wie Rechtsextremismus-Experte Hans Stutz auf Anfrage sagt. Auf einen rechtsradikalen Hintergrund deutet auch der Ort der Ankündigung hin: die Homepage der Plattenfirma HRD-Records, die den letzten Tonträger der Oberaargauer Rockband Indiziert herausgegeben hat. Zwecks Kontaktaufnahme sind einzig eine E-Mail-Adresse und ein Postfach in Roggwil angegeben, wo die Band bis im Frühjahr ihr Übungslokal hatte: In dieser Szene legt man Wert auf Diskretion.
Experte erwartet «grosse Sache»
So ist es denn auch kein Wunder, dass die Ankündigung weder Ort noch Zeitpunkt des Konzerts enthält. Dieses finde «am 9. September 2006 in der Schweiz» statt, heisst es lediglich. Und: «Campiermöglichkeit vorhanden.» Dieses Vorgehen sei in der Szene üblich, um unerwünschte Besucher fernzuhalten, sagt Stutz. Wer das Konzert besuchen wolle, müsse Kontakt mit den Organisatoren aufnehmen. Am Tag vor dem Anlass werde dann der Treffpunkt mitgeteilt. Wo das Konzert über die Bühne gehe, erführen die Besucher aber erst unmittelbar vorher.
Unüblich ist laut Stutz, dass vorgängig auf einer allgemein zugänglichen Homepage auf das Konzert hingewiesen wird. Dieses Vorgehen sei «schon extrem öffentlich» und deute auf das gestiegene Selbstbewusstsein der rechtsextremen Szene hin. Angesichts der namhaften Bands vermutet Stutz, dass der Anlass zu einer «grossen Sache» werden könnte, wie sie in der Schweiz höchstens ein- bis zweimal pro Jahr stattfinden.
Die Polizei ist informiert
In Deutschland haben die Behörden wiederholt Auftritte der oben genannten Bands verboten und ihre Tonträger wegen ihres verfassungsgefährdenden Inhalts auf den Index gesetzt. Auch in den Verfassungsschutzberichten der deutschen Bundesländer tauchen diese Bands immer wieder auf. Ob sie bei ihrem Auftritt in der Schweiz deshalb mit Problemen rechnen müssen, ist allerdings unklar. Die Berner Kantonspolizei und der Dienst für Analyse und Prävention des Bundes haben Kenntnis vom geplanten Konzertanlass, wie auf Anfrage zu erfahren ist. Auf die Frage nach allfälligen Gegenmassnahmen hüllt man sich indes beidenorts in Schweigen.