Nazis an der Feier

WochenZeitung

Rund 160 Rechtsextreme – so viele wie noch nie – beteiligten sich am Samstag vergangener Woche an der Sempacher Schlachtfeier, bei der man des Sieges der Innerschweizer Eidgenossen über ein Habsburgerheer anno 1386 gedenkt. Aufgerufen zum Aufmarsch hatten verschiedene Sektionen der Partei National Orientierter Schweizer PNOS wie auch weitere einschlägige Gruppierungen. Nach dem Rütli wollen die Neonazis eine weitere nationalistische Feier vereinnahmen. Man werde, so steht es in einem Aufruf, «den derzeitigen Herrschern» zeigen, «dass uns nicht nur das Rütli am Herzen liegt, sondern auch andere geschichtsträchtige Ereignisse».

Unter den anwesenden Rechtsextremen, die vereinzelte PNOS-Parteifahnen hissten, befanden sich neben Mitgliedern der PNOS auch viele Anhänger der Helvetischen Jugend und einige Angehörige der Heimatbewegung. Die Helvetische Jugend ist im Raum Langenthal/Zofingen/Willisau aktiv, die Heimatbewegung ist über eine Postfachadresse in Dübendorf ZH erreichbar. Unmittelbar nach dem offiziellen Ende der Feier formierten sich die Rechtsextremisten zu einem Zug zum Winkelried-Gedenkstein, wo sie – unter dem Absingen der alten Nationalhymne – einen Kranz niederlegten. «Euer Schicksal – unser Erbe. Eidgenossen, Harus!», steht auf der Kranzschleife. Der Gruss «Harus» war bereits von den Fröntlern der Zwischenkriegszeit verwendet worden.

Nach der Feier erklärte die Luzerner Regierungsrätin und Sicherheitsdirektorin Yvonne Schärli (SP), dass sich die Organisatoren überlegen müssten, ob sie eine solche Kranzniederlegung auch in Zukunft tolerieren wollten. Noch vollständig unklar ist, wo und wie sich die Schweizer Rechtsextremisten am 1. August treffen wollen: auf dem Rütli oder vielleicht doch anderswo?

Hans Stutz