Freiburger Nachrichten: Österreich kommt in den Besitz einer Immobilie, auf die es verzichten könnte: Das Geburtshaus von Adolf Hitler. Das zieht öfters Neonazis an – darum soll es abgerissen werden.
WIEN Schuld sind wieder einmal die Amerikaner. US-Soldaten hatten in den Wirren der letzten Kriegstage einen deutschen Stosstrupp davon abgehalten, das zu tun, was der österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) heute am liebsten täte: Das Haus an der Adresse Salzburger Vorstadt Nummer 15 in Braunau am Inn dem Erdboden gleichmachen.
Weil die Amerikaner das Nazisprengkommando in der oberösterreichischen Kleinstadt Anfang Mai 1945 gestoppt hatten, hat Österreich ein Problem mit dem Geburtshaus von Adolf Hitler.
Neu ist das nicht. Immer wieder wurde diskutiert, was mit dem Haus, in dem Hitler 1889 geboren worden war, geschehen soll. Bis 2011 hatte das Gebäude 35 Jahre eine Werkstatt für Behinderte beherbergt, was als politische Aussage interpretiert werden konnte. Nur wenige Kilometer entfernt hatten die Nazis in Hartheim Behinderte ermordet. Seither ist das Haus leer. Die Eigentümerin störte das nicht, denn sie kassiert monatlich 4700 Euro (5120 Franken) Miete vom Innenministerium, das sich 1972 eingemietet hatte.
Aber die braune Naziszene weiss, wo sie den Führergeburtstag feiern kann. Das ist der Grund, weshalb Bürgermeister Johannes Waidbacher kein Museum in dem Gebäude will. Auch verantwortungsbewusstes Gedenken würde nicht verhindern, dass die Adresse für Alt- und Neonazis zur Pilgerstätte würde.
Nach dem Entscheid einer Expertenkommission gab Österreichs Innenminister Sobotka gestern bekannt: «Das Haus wird abgerissen.» Nur steht in der Empfehlung der Kommission nicht das, was der Minister darin gelesen haben will.
«In der Empfehlung steht nichts von Abriss», sagt Bürgermeister Waidbacher. Die Kommission empfehle «eine tiefgreifende architektonische Umgestaltung», die den «Wiedererkennungswert und die Symbolkraft des Gebäudes dauerhaft unterbinden». Der Grund dafür ist: Das Haus stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist deshalb denkmalgeschützt.