Aargauer Zeitung.
Am „Panzerwochenende“ des Militärmuseums in Full verkaufte Angelo Rutz Gegenstände aus dem Dritten Reich. Darauf waren auch Nazi-Symbole zu sehen. Das verstösst gegen die Vorschriften.
Angelo Rutz reiste extra aus St. Margrethen (SG) ans „Panzerwochenende“ in Full. Das Militärmuseum stellte verschiedene Panzer aus, liess sie durch das Demonstrationsgelände fahren und bot Fahrten für das Publikum an. Rutz nahm den Weg von der schweizerisch-österreichischen Grenze ins Zurzibiet aber vor allem wegen des Verkaufs von Militär-Artikeln auf sich. An der Militaria-Börse bot er allerlei historische Gegenstände feil – darunter auch solche aus dem dritten Reich.
Auf fünf Fotos einer Leserreporterin, die „20 Minuten“ publiziert hat, sind Ehrenringe mit dem SS-Abzeichen, Reichsflaggen und auch ein Hakenkreuz zu sehen, welches auf der Fahne eines Modellautos prangt.
Verkauf erlaubt, Nazi-Symbole nicht
Das Militärmuseum gestattet den Verkauf von Nazi-Artikeln, wie Leiter Thomas Hug sagt. Nicht erlaubt ist hingegen das Zeigen von Symbolen. Diese müssen zugedeckt werden. Hug verweist auf die Regeln auf der Museums-Website: „Das Anbieten von Militaria und weiteren zeitgeschichtlichen Gegenständen des deutschen 3. Reiches hat mit Zurückhaltung zu erfolgen. Hakenkreuze und SS-Embleme sind abzudecken.“
Hug sagt auf Anfrage, er habe Rutz‘ Stand vor der Türöffnung persönlich auf die Einhaltung der Vorschriften hin überprüft und keine Hakenkreuze festgestellt. Auf die Symbole aufmerksam gemacht, habe er danach ein ernstes Wort mit ihm geredet. Rutz habe schliesslich alles in Ordnung gebracht. Der Händler komme seit Jahren an „Panzerwochenenden“ und sei auch wieder willkommen. „Aber nur, wenn er sich komplett an die Vorschriften hält“, sagt Hug.
In der Schweiz ist es nicht verboten, Nazi-Material zu verkaufen, Nazi-Propaganda zu verbreiten hingegen schon. Sabine Simkhovitch-Dreyfus, Vizepräsidentin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR), findet es „höchst befremdlich“, dass der Museumsleiter einen solchen Stand billige, wie sie zu „20 Minuten“ sagt.
Rutz will wieder nach Full
Rutz selber sagt, er klebe bereits deutlich mehr ab als vorgeschrieben. Ausserdem habe er in erster Linie Schweizer Armeeartikel angeboten, daneben auch amerikanisches, englisches und russisches. Die Gegenstände aus dem Dritten Reich habe er im hinteren Teil des Standes platziert. Er plant, wieder nach Full zu gehen, will dann aber mehr Symbole abdecken.
Rutz erlangte vor einem Jahr Bekanntheit, als er „Angels Antik Stadel“ in St. Margrethen eröffnete. Dort führt er gemäss Website „Antiquitäten und Raritäten aller Art“. In einem Online-Shop verkauft er auch Gegenstände, etwa originale Büsten von Adolf Hitler für gut 8000 Euro. Der „Rheintaler Bote“ bezeichnete ihn als „verrückten Sammler aus dem Rheintal“. Rutz sagt, er achte sehr auf seine Kunden: „Ich verkaufe nur an Museen und Sammler.“ Mit Rechtsextremen will er nichts zu tun haben. Im Vordergrund steht für ihn der historische Wert der Kriegsgegenstände. Rutz sagt: „Ich habe auch Schulkassen im Geschäft.“