fasnacht / Mit Verfolgungsjagden, Faustschlägen und Pfefferspray sind rechtsextremeSkinheads im Fasnachtstaumel gegen linke Jugendliche vorgegangen; auch Unbeteiligte waren offensichtlich betroffen. Polizeibilanz:drei leicht Verletzte.
rg. Am Fasnachtswochenende ist es in Bern gleich zweimal zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Personen der linken und derrechten Szene gekommen, wie die Stadtpolizei gestern bestätigt hat. Auch wurde laut Polizei «von rechten militanten Kreisenoffensichtlich auch gegen Unbeteiligte Pfefferspray eingesetzt». Die Sanitätspolizei behandelte zwei Personen ambulant, eine weiterebetroffene Person wurde zur ambulanten Behandlung ins Spital geführt. In einer bereits am Sonntagabend publizierten Mitteilung derlinks-autonomen «Antifaschistischen Aktion» (Antifa) ist die Rede von drei Männern mit «blauen Augen», einem Mann mit «schrägemNasenbein» sowie einer jungen Frau mit einem «eingeschlagenen Zahn».
Der erste Zwischenfall geschah in der Nacht zum Samstag unweit des Zeitglockenturms, wo gemäss Polizeimitteilung etwa acht rechte undlinke Jugendliche aneinander gerieten und sich eine Schlägerei lieferten; später hätten Bürger der Polizei gemeldet, dass in derZeughausgasse Pfefferspray-bewaffnete Jugendliche umherzögen. Antifa seinerseits gibt dazu an, dass etwa 20 «zahlenmässigüberlegene» Skinheads eine Gruppe Jugendlicher verprügelt hätten – und zwar Jugendliche, die sich eingemischt hätten, um Gewalt zuverhindern, nachdem zuvor «mehrere andere» Personen vor «angreifenden Nazi-Skins geflüchtet» seien.
Dann, in der Nacht zum Sonntag, wurde der Stadtpolizei gemeldet, dass in der Gerechtigkeitsgasse «zirka 30 Rechtsradikale» mitPfefferspray «gegen eine Gruppe» vorgegangen seien und dabei auch «Personen verprügelt» hätten. Antifa ihrerseits schreibt hierzu voneiner «Verfolgungsjagd gegen irgendjemanden – leider sind uns keine weiteren Informationen dazu bekannt». Laut Antifa-Zeugen griffen«zirka 30 Nazi-Skins» und «Reenies» (Skinhead-Frauen) sowie «Hooligans» die Gruppe an.
Antifa will auch von einem dritten Vorfall wissen, von dem die Polizei indessen keine Kenntnis hat: Bereits am Donnerstagabend sei einAktivist der Umverkehr-Volksinitiative in der Rathausgasse von Skinheads als «linke Sau» tituliert und «heftig ins Gesicht geschlagen»worden. Nicht bestätigen konnte Stapo-Informationschef Franz Märki auch Antifa-Angaben, wonach am Samstagmorgen im BahnhofSkinheads «Sieg heil!» und antisemitische Parolen «grölten» – zwei Polizisten hätten laut einem Augenzeugen die Skins angehalten, nichtso «zu lärmen».
Der Polizei gelang es nicht, Gewalttäter festzunehmen. Auch liegen ihr keine Täter-Signalemente vor. Einerseits sei es im fasnächtlichenRummel für sie «schwierig gewesen, rasch an den Ort des Geschehens vorzudringen». Andrerseits seien Meldungen von Zeugen teils erstnachträglich erfolgt. Und schliesslich hätten noch keine Angegriffenen Anzeigen eingereicht.
Die Antifa-Behauptung, Berns Polizei sei «auf dem rechten Auge blind» gewesen, statt die Skins zu stoppen, weist Märki klar zurück.