Watson. Auf einem Friedhof mitten im Bündner Hauptort Chur hat eine Journalistin ein Nazi-Denkmal aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Der Stadtpräsident reagierte überrascht. Offenbar wusste niemand von der Existenz des Relikts mit dem nazionalsozialistischen Hintergrund.
Das Monument sei Teil eines Heldenkults gewesen, mit dem der deutsche Diktator Adolf Hitler den Krieg rechtfertigte, schrieb das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) in einer Mitteilung am Freitag. Der 1938 errichtete, mindestens 13 Tonnen schwere Granitklotz steht unscheinbar auf dem Friedhof Daleu in Chur. Darunter sind internierte deutsche Soldaten begraben, die während des Ersten Weltkriegs in Graubünden starben.
Die SRF-Journalistin Stefanie Hablützel erklärte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, sie habe in einem kunsthistorischen Bericht von der Beteiligung eines Nazis am Auftrag fürs Denkmal gelesen. Daraufhin recherchierte sie und fand heraus, dass der Klotz Teil eines von Hitler geführten Totenkults ist.
Niemand wusste davon
«Wir waren alle völlig überrascht, als man uns damit konfrontierte», sagte der Churer Stadtpräsident Urs Marti auf Anfrage von Keystone-SDA. Offenbar habe niemand von dem Denkmal gewusst. Erst recht nicht von dessen Bedeutung.
Er möchte das bis jetzt denkmalgeschützte Relikt entweder zurückbauen lassen oder als Ort der Aufklärung nutzen. Als erstes möchte er jedoch einen Dialog im Parlament anstreben, um Lösungen zu finden.
Auch der Bündner SP-Nationalrat Jon Pult äusserte sich bereits auf Twitter zum «irritierenden» Fund. Er empfiehlt, im Umfeld des Nazi-Steins ein Mahnmal zu errichten und einen Ort der Erinnerung über die Nazi-Verbrechen und deren Verbindungen zu Kanton und der Stadt Chur zu schaffen.
Der Kanton sollte zudem die Geschichte Graubündens während der Nazi-Zeit von Expertinnen und Experten aufarbeiten lassen. (saw/sda)