Newsnet: Die muslimischen Verbände der Schweiz warnen vor einer zunehmenden Islamophobie. Die Stimmung im Land sei aufgeheizt, und das bekämen die Muslime zu spüren.
Vor dem Hintergrund der Gräueltaten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nimmt der Rassismus gegen Muslime in der Schweiz zu. «Die Muslimfeindlichkeit ist gestiegen», sagt Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz (Kios), gegenüber der «SonntagsZeitung».
Vor allem dort, wo der Islam als Institution sichtbar sei, spüre man die aufgeheizte Stimmung. «Frauen mit Kopftuch werden zum Teil beschimpft und bedroht.» Als Kios-Präsident erhält Afshar jede Woche Hassbriefe.
Unter Generalverdacht
Ein Phänomen, mit dem auch andere muslimische Verbände zu kämpfen haben. Hisham Maizar von der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (Fids) sagt: «Wir bekommen regelmässig anonyme Droh- und Schimpfbriefe.» Briefe, in denen gegen Muslime gehetzt und der Islam mit Bombenattentaten und Unterdrückung gleichgesetzt wird. «Dabei distanzieren wir uns seit Monaten von jeglicher Gewalt im Namen des Islam, aber scheinbar nützt das nichts.»
Maizar ist besorgt über den Trend, dass alle Muslime unter dem Generalverdacht des Terrors stehen. «Immer mehr Muslime berichten uns von Rassismus am Arbeitsplatz oder im Alltag.» Eine Mitschuld gibt er den Medien: «Sie berichten ständig vom verschwindend kleinen Teil der Radikalen, statt die gemässigten Muslime in ihren friedlichen Bemühungen zu unterstützen.» Und auch Politiker sollten darauf achten, keine Propaganda auf Kosten der Muslime zu betreiben.
Rechtsrock gegen Muslime
Ein Zusammenschluss von gewalttätigen Fussballfans und Rechtsextremen, die hinter Krawallen in Deutschland stehen, formiert sich unterdessen laut der «SonntagsZeitung» auch in der Schweiz. Am Sonntag vor einer Woche artete in Köln eine antimuslimische Demonstration in Strassenschlachten aus. Knapp 5000 Rechtsextreme grölten rassistische Parolen und machten Jagd auf Linke und Polizisten. Bilanz: 44 Verletzte und 20 Verhaftete.
Am 15. November plant die deutsche Hooligan-Band «Kategorie C – hungrige Wölfe» ein Geheimkonzert im Raum Basel. Die Rechtsrock-Gruppe aus Bremen wird vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet. Der Bandname ist angelehnt an die polizeiliche Einteilung von Fussballfans in die Kategorien A, B und C. C steht für gewaltsuchende Fans. Die Band agierte als Drahtzieher der Kölner Krawalle.
Kurz bevor der Mob auf Polizisten losging, spielte sie ihren eigens für die Demonstration komponierten Song «Hooligans gegen Salafisten». In Anspielung auf Muslime grölte der Sänger: «Heute schächten sie Schafe und Rinder, morgen vielleicht schon Christenkinder.» Den Song dürfte die Band, die auf ihrer Website T-Shirts mit Aufdrucken wie «Hoolizei, Anti Sharia Team» verkauft, auch in Basel zum Besten geben.
Sympathisanten sehen das Konzert als Startschuss für ähnliche Proteste in der Schweiz. Noch ist nicht klar, wo die Band auftreten will. Aus gutem Grund: Die Staatsmacht in Deutschland hat vergangene Konzerte der Band wiederholt verboten und polizeilich verhindert. Die Basler Polizei weiss von der Veranstaltung, will sich aus taktischen Gründen aber nicht dazu äussern.