Münchenbuchsee Gegen die Gewalt von rechts

BernerZeitung

«Wer schweigt, stimmt zu»: Mit einer Broschüre wehrt sich eine anonyme Gruppe gegen die wachsende Skinhead-Szene in Münchenbuchsee. Derweilen sucht der Gemeinderat das Gespräch mit den Rechten.

*Christine Zwygart

Münchenbuchsee gerät im Zusammenhang mit der rechtsextremen Szene immer wieder in die Schlagzeilen – schweizweit. Die Spuren der in Mai festgenommenen Bombenbastler führen in den Berner Vorort, bekannte Skinheads haben Verbindungen nach Buchsi, und alleine in diesem Jahr ist es zu 23 Übergriffen von Neonazis auf Jugendliche aus dem Dorf gekommen. Eine anonyme Gruppe – sie nennt sich «infrarot» – wehrt sich nun mit einer Broschüre gegen die Gewalt in ihrem Dorf. 500 Exemplare sind in die Briefkästen verteilt worden.

Furcht und Bedrohung
«Wer schweigt, stimmt zu», schreiben die Initianten, die sich selber als Buchser Stimmbürger bezeichnen. Sie seien es leid, mit der ständigen Furcht und Bedrohung zu leben. «Angesichts der sehr hohen rechtsextremen Gewaltbereitschaft in unserem Dorf ist die Verharmlosungs-Strategie der Behörde nicht zu verantworten», schreiben sie. Die Gemeinde reduziere die Vorfälle auf Vandalenakte. «Wir haben ein Problem – und wir wollen es lösen», kontert Gemeindepräsident Walter Bandi (SVP) auf Anfrage. Doch das sei nicht so einfach. «Erste Erfolge können wir trotzdem verbuchen.» So sind dem jüngsten Aufruf des Gemeinderates zwei Personen gefolgt: Die Opfer haben Anzeige gegen ihre Angreifer aus der rechten Szene erstattet.
Die anonymen Schreiber beanstanden weiter, dass die Gemeinde nichts gegen die Wirtin des «Red Rock» unternimmt. Sie würde dort eine «kontinuierlich wachsende Anzahl Neonazis bewirten». Das Lokal habe mittlerweile eine regionale Ausstrahlung und sei zu einem Treffpunkt für Skinheads geworden. «Wir können das ‚Red Rock‘ nicht einfach schliessen», hält Gemeindepräsident Bandi fest. Die rechtliche Grundlage dazu fehle.

Gespräch und Karten
Mühe hat Bandi damit, dass sich die Gruppe «infrarot» hinter der Anonymität versteckt. «So haben wir keine Chance, Kontakt aufzunehmen», sagt er. Anders sieht dies bei der rechten Szene aus: «Letzten Donnerstag haben Gespräche mit einheimischen Jugendlichen stattgefunden», erzählt Bandi. Der Gemeinderat versuche so, die Probleme zu lösen. Fazit:
Die Skinheads hätten ihre Publizität nicht gesucht. Und: «Ihnen wird nun einfach von allen Seiten der Schwarze Peter zugeschoben.»
Ein Gespräch mit der Gruppe «infrarot» wird – zumindest vorerst – nicht möglich sein. Die Buchserinnen und Buchser können jedoch auf der hintersten Seite der Broschüre eine Karte ausfüllen und somit den Gemeinderat auffordern, sich «ernsthaft dem Skinhead-Problem» zu stellen.*