Mörder von Marcel von Allmen geläutert

Blick

BERN ? Am ersten Prozesstag zeigten sich die jungen Mörder von Neonazi Marcel von Allmen reuig. Alle hätten sie dem Rechtsextremismus abgeschworen.

alt=“Bezeichnen sich charakterlich alle als «eigentlich normal»: Drei der vier Mörder von Marcel von Allmen.“>Heute sprachen Marcel M., Michael S. und Renato S., die 24 und 25 Jahre alt sind, zum ersten Mal vor dem Richter über ihr mörderisches Verbrechen. Ihr Kompagnon Marcel von Allmen musste sterben, weil er über den geheimen «Orden der arischen Ritter» in der Öffentlichkeit geredet hatte.

Alle drei bereuen heute ihre Tat. Und wollen auch keine Neonazis mehr sein. Anführer Marcel M. gab an, er sei zwar immer noch nationalistisch eingestellt. Doch während seiner Zeit im vorzeitigen Strafantritt sei er ein Demokrat geworden. Die anderen beiden meinten, sie hätten sich nie wirklich für die rechtsextreme Ideologie interessiert und bezeichneten sich als Mitläufer.

Der 24-jährige Maurer Michael S. etwa erklärte, dass er damals geglaubt habe, Loyalität sei für eine Freundschaft wichtiger als Ehrlichkeit.

Und so wurde Marcel von Allmen anfangs 2001 mit einem Eisenrohr totgeschlagen. Seine Leiche beschwerten die vier Täter ? ein zur Tatzeit noch Minderjähriger wurde bereits vom Jugendgericht verurteilt und in eine Arbeitserziehungsanstalt eingewiesen ? mit Gewichten und versenkten sie bei den Beatushöhlen im Thunersee.

Und das nur, weil er aus dem «Orden der arischen Ritter» aussteigen wollte und die Mitglieder gemäss «Blick» öffentlich als «Arschlöcher» betitelt hatte.

Die Polizei fand einen Monat nach Verschwinden des Sanitärinstallateurs-Stift einen Turnschuh des Opfers und kurz darauf die Leiche. Die drei Angeklagten gestanden die Tat. Weil sie bereits Ende 1999 und im Herbst 2000 Morde geplant und teilweise versucht haben, stehen sie wegen «unvollendetem versuchten und vollendetem Mord» diese Woche vor Gericht. Ein Urteil wird in zwei Wochen erwartet. Weniger als zehn Jahre Knast wird wohl keiner der drei bekommen.

Anführer Marcel M. war der Justiz schon vor diesem Gruppenmord bekannt. Er wurde im Mai 2000 wegen vier Schüssen auf einen Polizisten zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt.

Über sich selber sagte er am Montag vor Gericht: «Es ist nicht jedem in die Wiege gelegt, Gefühle zu zeigen, mir fällt das sehr schwer.»

«Game over ? das ist deine letzte Station!»

So starb Marcel von Allmen.

Der Hauptangeklagte Marcel M. fährt am 27. Januar mit von Allmen zur Ruine Weissenau, wo die anderen Ordensbrüder warten. Das Opfer wird mit einer Pistole in Schach gehalten. Dann sagt derjenige Bursche, der bereits vom Jugendgericht verurteilt worden ist: «Game over ? das ist deine letzte Station!»

Von Allmen wird in Handschellen gelegt, der Mund verklebt. Dann habe er, der Anführer Marcel M., wie vereinbart, da er «an der Spitze des Ordens stand», die Tat ausgeführt. Mit einem Metallrohr habe er 5 bis 10 Mal auf den Kopf des Opfers eingeschlagen. Das habe vielleicht etwa 1 bis 1,5 Minuten gedauert. Die Mittäter sagten hingegen aus, dass er unzählige Male zugeschlagen habe und die Tat rund 20 Minunten gedauert habe.

Er hätte sich vorgestellt gehabt, dass «die Sache mit zwei Schlägen ins Genick» erledigt gewesen wäre, «aber es war viel schwerer». Er bereue heute nicht nur die Tat, sondern auch die Art und Weise der Tötung, die man ruhig als «Vollstreckung eines Todesurteils» bezeichnen könne. Er habe während der Tötung dem Opfer nicht in die Augen gesehen.