St.Galler Tagblatt.
Ãœber WhatsApp verbreitet sich derzeit im Rheintal eine Sprachnachricht mit schockierendem Inhalt. Ein Mann ruft darin auf, Menschen aus dem Balkan zu eliminieren. Der Urheber ist der Polizei bekannt, der Fall wird untersucht.
(lex) Es ist eine verstörende Nachrichten, die derzeit diverse Personen im Rheintal per WhatsApp erhalten. Ein Mann erzählt in breitem Rheintaler Dialekt zunächst noch harmlos, wie er seine Mutter in der Pandemiezeit mit Sachen aus dem Dorfladen versorgt. Dabei würden ihm viele Fremde auffallen, «Neger», «Inder», und vor allem Menschen aus den Balkanländern.
Bei harmlosen Worten bleibt es aber nicht. Der anonyme Mann redet sich in Rage, zieht über das Aussehen, die Kleider, die Sprache und die Autos der Bosnier, Kosovaren und Serben her. Mehr noch: Er sagt, dass er die Unliebsamen aus dem Laden werfen möchte. Nicht aber ohne ihnen vorher «mit em Baseballschläger d’ Fresse poliert» zu haben. Damit aber nicht genug. Das Fazit des Mannes fällt weitaus herabwürdigender aus. Diese Personen seien «einfach Leute zum Ausrotten». Mindestens aber müsse man alle «rauswerfen» – und zwar nicht nur aus der Schweiz, sondern gleich auch aus allen Nachbarländern. Abschliessend wünscht er sich eine «jugofreie Zone».
Polizei hat Kenntnis von Sprachnachricht
Die Sprachnachricht hat viele Personen schockiert. Entsetzt zeigt sich auch Karin Hasler, Präsidentin der Rheintaler Sozialdemokraten. Sie machte den «Rheintaler» auf das Ganze aufmerksam. Gegenüber der Zeitung sagt die SP-Politikerin, dass die Botschaft ein Aufruf zum Genozid sei.
Ihr Entsetzen gipfelte darin, dass sie vergangene Woche auf dem Polizeiposten in Widnau Anzeige gegen Unbekannt erstatten wollte. Doch soweit kam es nicht. Man teilte Hasler mit, dass die St.Galler Kantonspolizei bereits Kenntnis hat von der Sprachnachricht. Eine Anzeige sei darum nicht mehr nötig.
Urheber meldet sich freiwillig bei der Polizei
«Wir kennen den Inhalt der Nachricht. Es handelt sich dabei um ein Offizialdelikt. Die Kantonspolizei St.Gallen verfolgt dies von Amtes wegen», sagt Mediensprecher Florian Schneider gegenüber dem «Rheintaler». Die Beamten hätten nicht lange ermitteln müssen. Denn: Nur wenige Tage nach Auftauchen der Nachricht habe sich der Urheber von sich aus bei der Polizei gemeldet. Man werde den Sachverhalt nun der St.Galler Staatsanwaltschaft rapportieren. Laut Schneider klärt diese dann, welche Äusserungen den Tatbestand der Rassendiskriminierung erfüllen. Im späteren Verlauf des Verfahrens würden die Staatsanwälte dann das Strafmass festlegen.
Auf die Frage, ob sich Personen strafbar machen, welche die Nachricht weiterleiten, konnte Schneider keine genaue Antwort geben. Dies zu klären, sei Sache der Staatsanwaltschaft.
Die SP-Politikerin Karin Hasler indessen wünscht sich, das dieser Fall eine öffentliche Debatte über Rassismus im Rheintal entfacht. Gerade auch im Ausnahmezustand sei Solidarität gefragt. Irrationale Ängste dürfen nicht zu mehr Fremdenhass und zu mehr Angst vor anderen Menschen führen, sagt sie.