Burgdorf Demonstration gegen Gewalt am Samstag angekündigt – «Lex Wasserfallen» in Prüfung
Nach der tätlichen Auseinandersetzung in der Burgdorfer Oberstadt am Freitagabend wird gehandelt. Der Gemeinderat ruft für den Samstag zu einer Demonstration gegen Gewalt auf und lässt juristisch prüfen, ob er ein Wegweisungsrecht erlassen kann.
Gérard Bornet
Eine von rechten Skins angezettelte Massenschlägerei in der Oberstadt an der Solätte 2000 war der Grund dafür, dass in Burgdorf die Aktion «Courage» ins Leben gerufen worden ist. «Hinschauen, nicht wegschauen» war das Motto gegen Gewalt von links und rechts. Nach dem gewalttätigen Auftritt von Rechtsextremen am letzten Freitag soll die inzwischen «eingeschlafene» Aktion Courage wieder ins Leben gerufen werden. Dies beschloss gestern der Burgdorfer Gemeinderat. Nicht nur die «Courage»-Plakate werden überall in der Stadt aufgehängt, es wird unter diesem Motto auch zu einer Demonstration am Samstag aufgerufen. Details stehen noch nicht fest.
Der Gemeinderat lässt zudem abklären, ob er ähnlich wie die Stadt Bern («Lex Wasserfallen») zum Mittel der Wegweisung greifen darf. Damit könnten bekannte Gewalttäter beispielsweise aus der Oberstadt verbannt werden. Zudem beantragt der Gemeinderat bei der Kantonspolizei, die gemeinsamen Nachtpatrouillen mit der Stadtpolizei zu verdoppeln. Weiter wurde beschlossen, einen Runden Tisch einzuberufen, an dem über weitergehende Massnahmen diskutiert werden soll – unter Einbezug von Vertretern der Schule, Eltern, Kirche und Politik.
Tathergang noch unklar
Die Faktenlage ist auch drei Tage nach der Schlägerei vor dem Restaurant Aemmi dürr. Sicher ist, dass in der Nacht vom Freitag auf den Samstag zwei Gruppen derart aneinander geraten sind, dass zwei Polizeipatrouillen aufgeboten werden mussten. Ihnen sei es gelungen, die Lage zu beruhigen und eine weitere Eskalation zu verhindern, meldete die Kantonspolizei gestern. Anders als einer der Involvierten, Erwin Brünisholz, sieht die Polizei jedoch nach «ersten Erkenntnissen und Informationen» keine politisch motivierte Auseinandersetzung, sondern eine «personenbezogene». Sie spricht auch «nur» von einer leicht verletzten Person.
Der Burgdorfer Berufsmusiker und Musikschullehrer Brünisholz hingegen bleibt dabei (siehe gestrige Ausgabe): «Es waren Rechtsextreme, sie haben sogar den Hitlergruss gemacht.» Verletzt worden seien neben seinem Kollegen auch sein Sohn und seine Frau. Die Wunden gehen aber tiefer: «Mein Frau hat furchtbare Angst, dass noch mehr geschieht.» Sein Musiker-Kollege musste aus psychischen Gründen heute ein Konzert absagen, dessen Freundin, welche die Tätlichkeiten miterlebte, konnte nicht zur Arbeit gehen.
Zur Feststellung der Polizei, die beiden Gruppen hätten sich zuvor gegenseitig provoziert, meint Brünisholz: «Muss man sich denn anpöbeln lassen, ohne etwas sagen zu dürfen?» Heute will er zusammen mit einem Anwalt bei der Polizei Anzeige erstatten.