Thurgauer Zeitung vom 07.12.2012
Am Samstag steht im Löwen-Pub in Riedt bei Erlen ein Konzert von Vargr i Veum auf dem Programm. Die Schweizer Band ist bei Anlässen von Rechtsextremen ein gerngesehener Gast.
GEORG STELZNER
RIEDT B. ERLEN. «Die Kantonspolizei hat Kenntnis von dieser Veranstaltung», erklärt Andy Theler, Informationschef der Kantonspolizei Thurgau, auf Anfrage. Es handle sich um ein öffentliches Konzert in einem bekannten Lokal. Theler versichert, dass die Kantonspolizei diesen Anlass «in geeigneter Weise begleiten» werde. Bei bisherigen Konzerten dieser Band im Thurgau sowie auf den der Kantonspolizei bekannten Tonträgern seien keine Gesetzesverstösse festgestellt worden.
Früher Probelokal in Kradolf
Die 2006 gegründete Band Vargr i Veum (Althochdeutsch für «vogelfrei», «heimatlos») tritt nicht das erstemal in Riedt auf. Letztmals war das im Oktober 2010 der Fall. Überhaupt scheint die Formation eine engere Beziehung zum Thurgau zu haben. So unterhielt sie gemeinsam mit dem Patriotischen Ostflügel in der ehemaligen Teigwarenfabrik in Kradolf während neun Jahren einen Probe- und Konzertraum.
Erlen fürchtet ums Image
Aufgrund der bisherigen Erfahrungen bei Konzerten dieser Band im Thurgau drängen sich gemäss Einschätzung der Kantonspolizei keine Verhaltensempfehlungen für die Bevölkerung auf. Gemeindeammann Roman Brülisauer nimmt den Auftritt vom 8. Dezember zähneknirschend zur Kenntnis. «So lange gegen kein Gesetz verstossen wird, haben wir keine Handhabe», gibt er zu bedenken. Dem Image Erlens sei das Ganze aber bestimmt nicht förderlich. In der Vergangenheit habe es keine Probleme gegeben, doch regelmässige Auftritte solcher Bands wünsche er sich nicht.
Mit politischer Botschaft gekoppelt
Der Stellenwert von Rockkonzerten ist in der Neonaziszene hoch. Das bestätigt der Luzerner Journalist und Rechtsextremismus-Beobachter Hans Stutz: «Solche Veranstaltungen dienen einerseits der Unterhaltung; sie sind aber auch eine Gelegenheit, politische Botschaften zu verbreiten.» Häufig würden an solchen Anlässen deshalb auch Verkaufsstände bestehen. Neben Tonträgern würde dann zusätzlich politische Literatur angeboten. In letzter Zeit hat Stutz allerdings nur wenige Konzerte dieser Art in der Schweiz registriert.
Die Band Vargr i Veum gehört laut Stutz nicht zu den «Stars» in der Szene, sie sei aber durchaus eine bekannte Grösse und trete bereits seit einigen Jahren auf. Speziell sei, dass die Musik von Vargr i Veum melodiöser klinge als diejenige anderer Rechts-Rockformationen und dass in einer altgermanischen Sprache gesungen werde. Der Zeitpunkt des Auftritts in Riedt bei Erlen könnte, meint Stutz, mit der bevorstehenden Wintersonnenwende-Feier, dem Julfest, zusammenhängen. Das sei eines der grössten Feste der Germanen gewesen. Die Praktizierung solcher Bräuche gehöre in einem Teil der Rechtsextremen-Szene dazu, sie stehe dabei immer auch in Verbindung mit der rechtsextremen politischen Ideologie.