Willisauer Bote vom 23.06.2009
Zum 623. Mal wird am Samstag in Sempach jenes Ereignisses gedacht, das die Einheit von Stadt und Land Luzern begründet hat: des Siegs der Eidgenossen über die Habsburger im Juli 1386. Es war damals ein furchtbares Gemetzel, das ungezählte Männer das Leben gekostet oder sie zu Krüppeln, einzelne jedoch auch zu Helden gemacht hat, ein Krieg, der allerdings auch den damaligen Bund der Eidgenossen neu formiert hat und deshalb von ganz besonderer Bedeutung ist.
Wenn seitdem Jahr für Jahr der Schlacht gedacht wird, gilt dieses Gedenken zum einen diesem für die Entwicklung unseres Kantons und der ganzen Eidgenossenschaft wichtigen Ereignis, zum andern aber auch den Gefallenen. Das ist der Sinn der Feier. Nichts anderes. Doch es gibt Kreise, denen es bei der Jahrzeit nicht um dieses Gedenken, sondern um die Demonstration ihrer nationalistischen, faschistischen Gesinnung geht, die sich am Nationalsozialismus der Hitler-Zeit orientiert. Diesem Missbrauch durch Rechtsextreme sind bisher erstaunlich wenige mit dem nötigen Nachdruck entgegengetreten. Wenn Regierungspräsident Max Pfister in einem soeben veröffentlichten Aufruf schreibt, die Schlachtjahrzeit habe «nichts zu tun mit politisch motivierter Heldenverehrung oder nationalistischer Selbstbeweihräucherung» und sei «ein nachdenklicher, bescheidener Anlass», ist das zu begrüssen und ohne Zweifel richtig, wenn auch etwas gar sanft formuliert. Der Einspruch der Regierung kommt aber reichlich spät. Warum, so ist zu fragen, braucht es die Ankündigung einer Gegenkundgebung von linker Seite, warum braucht es die Furcht vor gewaltsamen Zusammenstössen in Sempach, damit sich die Verantwortlichen endlich ernsthaft fragen, ob man den Missbrauch dieses Gedächtnisses durch Neonazis weiter stillschweigend dulden will oder nicht?
Josef J. Zihlmann