Tagesanzeiger vom 04.04.2009
Der Rechtsextreme, der Whitney Toyloy mit einem «Geschwür» verglich, bleibt ungestraft – auch weil sein Niveau der Miss Schweiz viel zu tief ist.
Thomas Knellwolf
Dominic Lüthard könnte man als braunen Schweizer bezeichnen. Als im letzten Herbst mit Whitney Toyloy eine in seinen Augen «braune Schweizerin» zur Schönsten im Land gekürt wurde, verkraftete das der Sänger der rechtsextremen Band Indiziert schlecht. Ebenso sauer stiess ihm auf, dass auch Vize-Miss Rekha Datta nicht Helvetia zur Ururgrossmutter hat. «Diese Personen sollen die Schweiz repräsentieren?», fragte Lüthard als «Vorsitzender Langenthal» der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) im Internet.
Seine Antwort: «Nein, sie verkörpern nur das Geschwür, welches die freie, unabhängige Eidgenossenschaft am Auffressen ist.» Ein Untersuchungsrichter brummte Lüthard für die rassistischen Zeilen eine Busse und eine bedingte Geldstrafe auf. Dagegen rekurrierte der Rechtsradikale und bekam Recht. Die Äusserungen seien zwar geschmacklos, verstiessen aber nicht gegen das Antirassismusgesetz, befand das Kreisgericht Aarwangen-Wangen.
Nach dem Freispruch gehen nun die Emotionen hoch. Eine Schule in Uster hat ein Protestschreiben an den Richter verfasst. Für den Berner Anwalt Daniel Kettiger ist es «ein Fehlurteil» und «ein Musterfall eines Verstosses gegen die Rassismusstrafnorm». Der Freiburger Strafrechtsprofessor Marcel Niggli findet hingegen, der Text sei «fremdenfeindlich, aber nicht strafbar».
Während die Pnos über den Richterspruch frohlockt, wollen die beschimpften Missen das Urteil nicht kommentieren. Paradoxerweise haben die beiden eine Verurteilung erschwert. «Die Chance einer Verurteilung wegen Ehrverletzung wären gut gewesen», erklärt Gerichtssprecher Adrian Jaisli, «die Betroffenen hätten aber klagen müssen.» Er zeigt aber Verständnis dafür, dass sich die Schönheitsköniginnen nicht auf das Niveau der Rechtsextremen hinabliessen. Raffy Locher, Miss-Schweiz- Manager, sagt dazu: «Bereits als die Sache publik wurde, erklärten wir, dass wir die Äusserungen primitiv fänden.» Damit sei alles gesagt.