Militante Rechtsextreme

BernerZeitung

Skinhead-Waffenlager entdeckt Zwei Rechtsextreme im Raum Bern bastelten und verkauften Bomben und horteten ganze Waffenlager in ihren Wohnungen. Einer von ihnen soll auch schon auf «Solter Polter» geschossen haben. Man hätte eine kleine Guerilla-Einheit damit ausrüsten können: In den Wohnungen von zwei Berner Skinheads entdeckte die Polizei nicht nur etliche Gewehre und diverse Pistolen samt Munition, sowie Messer, Schlagringe, Gassprays und ein Elektroschockgerät. Sie fand auch zwanzig selbstgebastelte Sprengkörper, hergestellt aus den Treibstoff-Kapseln von Rahmbläsern, wie man sie in jedem Kaufhaus erstehen kann und die üblicherweise zur Verzierung von Torten dienen. Angefüllt mit Schwarzpulver können diese zu gefährlichen Bomben werden. Der wissenschaftliche Forschungsdienst der Stadt Zürich hat die beschlagnahmten Bomben wegen der Splitterwirkung als sehr gefährlich eingestuft. Vor drei Jahren starb in Rapperswilen TG ein Hobby-Sprengsatz-Bastler, als eine solche Bombe in seiner Hand explodierte. Der Fang gelang der Bundespolizei in Zusammenarbeit mit der Berner Stadt- und Kantonspolizei bereits Anfang Mai, wie gestern Dienstag bekannt wurde. Die beiden Skinheads aus dem Raum Bern waren damals vorübergehend festgenommen worden. Beide haben gestanden, am Bau der Sprengkörper beteiligt gewesen zu sein. Einer der Beschuldigten hat die Bomben auch zum Verkauf angeboten, beziehungsweise tatsächlich verkauft. In einer Kiesgrube hatte einer der Skinheads Probezündungen durchgeführt. Einer der Beschuldigten wird zudem verdächtigt, in der Nacht auf den 21. August 1999 einen Schuss aus einer Schrotflinte gegen die Liegenschaft «Solter Polter» in Bern-Marzili abgefeuert zu haben. Am 10. Juli dieses Jahres haben drei Männer erneut auf die von Linksautonomen genutzte Liegenschaft geschossen – diesmal mit einem Sturmgewehr. Die Schützen bewegen sich ebenfalls in der rechtsextremen Szene.

Die «Nationale Offensive»
Die beiden Berner sind laut Bundesanwaltschaft Führungsmitglieder der rechtsextremen Berner Gruppierung «Nationale Offensive» (NO), die auch mit dem «Solter Polter»-Anschlag vom Juli in Verbindung gebracht wurde. Die NO, der einige Dutzend Rechtsextreme angehören sollen, ist offenbar aus der «Nationalen Offensive Ittigen» hervorgegangen, die ihrerseits – laut Staatsschutzbericht 98 – eine Nachfolgeorganisation der «Neo-faschistischen Front» (NFF) und der späteren «Organisation Bern» war.
Der bekennende Anführer der NO – er ist Polizei und Medien namentlich bekannt, will aber nicht öffentlich auftreten – behauptete gestern auf Anfrage, dass «die Nationale Offensive nichts mit dieser ganzen Sache zu tun hat».sda/egoInterview mit Regierungspräsidentin Dora Andres

«Ich dulde keinen Extremismus!»
Bern sei keine Hochburg des Rechtsextremismus, betont die Berner Regierungspräsidentin Dora Andres.

*Interview: Fredy Gasser

BZ: Frau Andres, zum wiederholten Mal fallen im Kanton Bern Rechtsextreme auf.
Dora Andres: Das stimmt leider.
Also ist der Kanton Bern doch der Hort der braunen Szene.
Nein, dagegen verwahre ich mich vehement. Der Kanton Bern ist keine Hochburg des Rechtsextremismus. Aber die Entwicklung bereitet uns – dem Gesamtregierungsrat – echt Sorgen. Die rechtsextreme Szene ist eindeutig am Wachsen, und auch die Gewaltbereitschaft nimmt zu.
Das ist aber schon länger bekannt. Unternimmt der Kanton zu wenig?
Wir haben bereits vor Monaten öffentlich und deutlich gesagt, was Sache ist. Doch damals ist das noch zu wenig zur Kenntnis genommen worden. Von diesem Frühling an hat die Polizei auch die Prävention verstärkt. Dazu gehören in Zusammenarbeit mit den Bundesstellen die Informations-Beschaffung, die Beobachtung der Szene, Präsenz, gezielte Personenkontrollen und Fahrzeugdurchsuchungen.
Haben diese Massnahmen denn schon etwas genützt?
Ja, erfreulicherweise. Gerade der jetzt veröffentlichte Waffen- und Sprengkörperfund ist auf diese verstärkte Zusammenarbeit zwischen Bund, Kanton und Stadt Bern zurückzuführen.
Dann stimmt also die eingeschlagene Richtung?
Bedingt ja. Denn einerseits ist Extremismus ja nicht nur Sache der Behörden. Wir alle müssen das Thema ernst nehmen; es muss von allen Gesellschaftsschichten aufgenommen und offen diskutiert werden. Anderseits bereitet mir besonders die Entwicklung im Internet Sorgen. Bezüglich Rechtsextremismus entwickelt es sich zunehmend zu einer beängstigenden Gefahr…
… welche Verbote elegant umschifft.
Ja, wegen der unterschiedlichen Rechtslage in den Ländern. Die rechtsextreme Szene in Deutschland etwa gelangt, da sie von deutschen Anbietern unerwünscht ist, vermehrt über Anbieter in den USA ins Netz.*