«Stadt soll Klartext reden»

 Berner Zeitung

 

Nazitreff in Langenthal 

Ist der Nazitreff auf dem Areal der Porzellanfabrik zonenkonform, fragt sich 

Anwohner Hans-Jürg Schmied. Von der Stadt habe er bis heute keine richtige 

Antwort erhalten. «Sie ist nicht willens, endlich Klartext zu reden.» 

 

Gross ist der Ärger an der Blumenstrasse. Seit Monaten feiern die Rechtsextremen ihre Partys 

auf dem angrenzenden Areal der Porzellanfabrik. Laute Musik und Autolärm müssen die 

Anwohner erdulden. Eine Aussprache auf der Stadtverwaltung hat kürzlich stattgefunden, 

Massnahmen wurden angeordnet – damit soll alles besser werden. Hofft die Stadt. Anwohner 

Hans-Jürg Schmied kann da nur den Kopf schütteln. «Die Stadt ist nicht willens, endlich Klartext 

zu reden und die Probleme am Schopf zu packen», nervt er sich und legt, quasi als Beweis, 

einen dicken Ordner mit Dokumenten der Stadt auf den Tisch. 

Nazitreff in falscher Zone? 

Wissen möchte Hans-Jürg Schmied, ob ein Lokal wie der Nazitreff überhaupt zonenkonform 

sei. Im städtischen Zonenplan wird das Porzi-Areal als «Arbeitszone Aa» bezeichnet. Ein 

solches Gebiet ist, gemäss Baureglement, für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen 

vorgesehen. Die Rechtsextremen seien daher am falschen Platz, findet Schmied und stichelt: 

«Ich wüsste von keinem Nachbarn, der die Dienstleistung Nachtruhestörung verlangt hätte.» 

Seit Jahren ein Thema 

Das Porzi-Areal hat den Langenthaler schon im Frühling 2002 beschäftigt, als die Stadt 

Zonenplan und Baureglement revidierte. In seiner Eingabe zum Mitwirkungsverfahren hielt 

Hans-Jürg Schmied damals fest: Das Porzi-Areal mit seiner Vielzahl von Gebäuden biete 

zahlreichen Betrieben und Ateliers Platz. Auch Loftwohnungen seien möglich. Deshalb solle es 

in eine Zone für gemischte Nutzung umfunktioniert werden. 

Davon wollte die Stadt allerdings nichts wissen. Für die Umnutzung eines Industrieareals sei 

eine intensive Planung notwendig, und die Initiative dazu müsse grundsätzlich vom 

Grundeigentümer kommen, hiess es in der abschlägigen Antwort. Immerhin liessen die 

Behörden den Kritiker wissen: Der Gemeinderat sei «nicht abgeneigt, über neue Nutzungen zu 

diskutieren, die jederzeit im Rahmen einer Überbauungsordnung festgelegt werden können». 

Eine Überbauungsordnung ist bis heute aber nicht in Sicht – und das ärgert Hans-Jürg 

Schmied. Er wirft der Stadt vor, sie betreibe «eine Verzögerungstaktik» und sei nicht gewillt, die 

Bestimmungen des Baureglements auch wirklich durchzusetzen. Dem hält Stadtpräsident 

Thomas Rufener entgegen: In den Arbeitszonen von Langenthal gebe es verschiedenste

Vereinslokale. «Müssten wir die alle verbieten, wäre das sehr problematisch.» 

Gemeinden bestimmen mit 

Wer mit der heutigen Nutzung nicht einverstanden ist, kann von der Stadt eine anfechtbare 

Auskunft über die Zonenkonformität verlangen und sich in zweiter Instanz an den Kanton 

wenden. Allzu gross dürften die Erfolgschancen allerdings nicht sein: «Es ist durchaus üblich, 

dass Vereinslokale und auch Restaurants in Arbeitszonen zugelassen werden», sagt Arthur 

Stierli, Vorsteher der Abteilung Orts- und Regionalplanung beim Kanton Bern. Grundsätzlich sei 

es an den Gemeinden selbst, zu definieren, was in einer Arbeitszone alles möglich sei. 

Dass in Langenthal solche Zonen gemäss Baureglement für Industrie, Gewerbe und 

Dienstleistungen vorgesehen sind, betrachtet Arthur Stierli nicht grundsätzlich als Hindernis: 

«Ein Vereinslokal kann auch als Dienstleistung eingestuft werden – das ist Ermessenssache der 

Gemeinde.» 

Stefan Schneider 

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