Sonntagsblick vom 12.06.2011
Oskar Freysinger will den «Samen der Demokratie» säen und trifft den holländischen Rechtspolitiker Geert Wilders.
Michael Perricone
Was nützt ein Treffen mit dem holländischen Rechtsaussen Geert Wilders? Wollen Sie bei ihm etwas abschauen?
Oskar Freysinger: Umgekehrt! Er schaut sich bei mir und der Schweiz etwas ab. Ich mache zurzeit eine Tour durch Europa. Mein Ziel: Politikern die direkte Demokratie erklären. Für Wilders war ich eine Inspirationsquelle, weil ihn die direkte Demokratie fasziniert.
Aber alle, die Sie treffen, politisieren am rechten Rand.
Mit Rechtsextremen habe ich nichts zu tun. Die wollen den Rechtsstaat aushebeln. Das ist weder meine noch Geert Wilders’ Linie.
Was bezwecken Sie denn mit den Gesprächen mit Wilders?
Er politisiert auf der gleichen Linie wie die SVP: Wir profitieren vom Linksrutsch der traditionellen bürgerlichen Parteien. Wilders, ich und viele andere in Deutschland und den skandinavischen Ländern wehren sich gegen die antidemokratische Allmacht der EU und den politischen Filz der Eliten.
Und Sie erklären Wilders, wie man sich à la SVP einigelt?
Das werden meine Parteikollegen nicht gerne hören: Die Bunkerstrategie der SVP finde ich nicht gut, weil sie nicht genügt. Sich nur einzuigeln, ist die falsche Strategie. Die Freiheit, dies zu sagen, nehme ich mir auch in der SVP heraus.
Aber auf den kleinen Oskar aus dem Wallis wartet die EU nicht.
Tausende EU-Bürger haben nach der Ausschaffungs- und der Minarett-Initiative gesehen, dass es auch anders geht. Dass man sich direktdemokratisch wehren kann. Die EU-Bürger merken: Gopferdeckel, da ist ein Land, die Schweiz, wo sich die Bürger vier Mal im Jahr direkt per Abstimmung in die Landespolitik einmischen können. Ich gehe in die EU und säe dort den Samen der direkten Demokratie aus.
Geert Wilders steht für Islam-Hass und nicht für direkte Demokratie.
Geert Wilders will in Holland die direkte Demokratie einführen. Aber der Kampf gegen den Islamismus ist wichtig: In Holland, Frankreich und England haben sie bereits zahlreiche Quartiere, wo der Rechtsstaat nicht mehr funktioniert, wo die Scharia eingeführt ist und sich die Polizei nicht mehr hingetraut. Dagegen, dass die islamische Staatsideologie in Europa um sich greift, muss man kämpfen. Wer die Gefahr nicht sieht, hat die Augen nicht am richtigen Platz!
Sie verbünden sich mit Leuten aus der rechtsextremen Ecke.
Würde mich die deutsche Volkspartei CDU einladen, hätte sie sofort die Presse am Hals: «CDU lädt Schweizer Rechtsextremen ein!» Denn für die ist die SVP ja rechtsextrem. Mit diesem Etikett will man mich oder Geert Wilders lähmen, wir sollen uns aus lauter Angst vor dem medialen Knüppel nicht mehr bewegen. Aber das ist mir wurscht, ich mache weiter.