3. Juni 2001 Berner Jugendliche randalierten nach Rauswurf aus städtischer Liegenschaft Bern – Bei einer unbewilligten Demonstration in Bern ist es gestern Abend erneut zu massiven Ausschreitungen und Sachbeschädigungen gekommen. Über 70 Personen wurden laut Polizeiangaben verhaftet. Wie bereits am Donnerstag und Freitag protestierten rund 120 Jugendliche aus dem Umfeld des alternativen Kulturzentrums Reithalle gegen die fristlose Kündigung einer von jungen Leuten genutzten Liegenschaft an der Hodlerstrasse. Die Polizei setzte wieder Tränengas und Gummischrot ein, die Demonstranten warfen Steine, Farbbeutel und Molotow-Cocktails. Die Kundgebung war laut Polizeisprecher Franz Märki nicht bewilligt. Die Demonstranten besammelten sich gegen 20 Uhr vor der ehemaligen Notschlafstelle «Sleeper». Sie zogen zu-nächst friedlich durch die Innenstadt. Die Polizei hielt sich im Hintergrund. An der Predigergasse 5 flogen Farbbeutel gegen ein Gebäude der Stadtverwaltung. In der unteren Altstadt kam es später zu weiteren Sachbeschädigungen: Mehrere Abfalleimer wurden in Brand gesteckt und bei der Tübeli-Bar an der Rathausgasse, die laut Märki als Treffpunkt der rechten Szene bekannt ist, wurden die Fenster eingeschlagen. Als die Demonstranten Molotow-Cocktails warfen, schritt die Polizei in der Kramgasse mit Tränengas und Gummischrot ein und nahm etwa 20 Personen fest. Die Kundgebung löste sich nach dem Polizeieinsatz auf; ein Teil der Demonstranten flüchtete in das Matte-Quartier. Laut Märki lieferten sich einzelne Demonstranten danach weitere Scharmützel mit der Polizei. Rund 50 Personen wurden im Marzili-Quartier eingekesselt und verhaftet. Über das Ausmass der Schäden konnte Polizeisprecher Märki noch keine Angaben machen. Nach der Kündigung begann der Kampf um das Haus Der «Sleeper» war im März von einer Gruppe junger Leute aus der linksalternativen Szene besetzt worden. Von der Stadt erhielten sie einen Vertrag für eine Zwischennutzung bis Ende Juni. Letzten Donnerstag wurde der Vertrag von der Stadt vorzeitig gekündigt und die Bewohner aufgefordert, das Haus sofort zu verlassen. Die Stadt begründet die Kündigung damit, dass die Bewohner gegen «praktische jede Vereinbarung» im Nutzungsvertrag verstossen hätten.