Der Bund: In der Band Von Glas zu Glaz spielen Exponenten der PNOS. Die Mitglieder distanzieren sich aber von ihrer «individuellen Vergangenheit».
Es war schon angerichtet: Am Samstag sollte die Band Von Glas zu Glaz in der Bar-Racuda im bernischen Radelfingen auftreten. So weit wird es aber nicht kommen. Die Antifa Bern kritisierte den Auftritt der lokalen Band gestern in einer Medienmitteilung. Der Grund: Mehrere Bandmitglieder sollen der rechtsextremen Szene angehören. Nachdem der «Bund» den Betreiber der Bar-Racuda, Kurt Nobs, mit den Vorwürfen konfrontierte, hat sich dieser entschieden, den Auftritt abzusagen. «Ich will in Radelfingen ein Musikprogramm für ein breites Publikum anbieten», sagte er zur Begründung. Von Politik, ob rechts oder links, wolle er nichts wissen, sagt Nobs.
Rechtsextreme Vergangenheit
Gemäss dem Schreiben der Antifa haben zwei Mitglieder der Band Von Glas zu Glaz – die Brüder Cedric und Alexander Rohrbach – bei der Rechtsrockband Indiziert gespielt. Die Songtexte von Indiziert sind eindeutig: «Eidgenössischer Widerstand, Rasse, Volk und Vaterland. Wir nehmen das Problem selber in die Hand.» Auch von einer «reinen, weissen Schweiz», singt die Band. Die Brüder Rohrbach, sowie Roger Wagner, ein weiteres Mitglied der Band Von Glas zu Glaz, seien zudem Exponenten der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (PNOS). Wagner hat 2011 für die PNOS um ein Nationalratsmandat kandidiert.
Hans Stutz, ein Beobachter der rechtsextremen Szene, bestätigt: «Indiziert ist eine rechtsextreme Band.» Auch wenn sie nie wegen Rassendiskriminierung verurteilt worden sei, verbreite sie rassistische Inhalte. Für Stutz ist deshalb klar, dass Von Glas zu Glaz hauptsächlich aus rechtsextremen Mitgliedern besteht.
Band weist Vorwürfe zurück
Bandmitglied Cedric Rohrbach bedauert, dass die Band in die rechtsextreme Ecke gestellt werde. «Mein Bruder Alexander und ich haben uns von der Szene verabschiedet», sagte er auf Anfrage. Vor 13 Jahren hätten sie die Rechtsrockband Indiziert gegründet. «Im letzten Jahrzehnt sind aber auch wir um Erfahrungen reicher geworden und unsere Sicht der Dinge von damals ist nicht mehr die gleiche», schreiben sie in einer öffentlichen Mitteilung im Zusammenhang mit der Onkelz-Nacht von Anfang Juni dieses Jahres. Korrekt seien auch die Engagements von Bandmitgliedern bei der PNOS. Diese Tatsachen würden aber schon seit Jahren der «individuellen Vergangenheit» angehören, wie Rohrbach sagt. Das Ziel der Band sei, unpolitische Musik zu machen.
Giorgio Andreoli, Mitarbeiter von Gemeinsam Gegen Gewalt und Rassismus (gggfon), bleibt der Band gegenüber aber skeptisch. «Man muss genau hinschauen, welche Texte die Band bei ihren Auftritten verwendet.»